SHK-Branche im Wandel: Erfolgsgeschichte mit ersten Bremsspuren
Gestern: Gastherme, Öltank, Standarddusche. Heute: Wärmepumpe, WLAN-Thermostat, barrierefreies Wohlfühlbad. Das sich verändernde Leistungsspektrum von SHK-Handwerkerinnen und -Handwerkern erzählt auch die Geschichte einer Branche im Umbruch. Schon längst sind Anlagenmechaniker mehr als nur bloße Monteure, die lediglich Rohre verlegen oder Heizkörper anbringen. Der SHK-Experte der Gegenwart ist ebenso Elektrofachkraft, Systemtechnikerin und Energieberater – ein echter Zukunftsberuf also.
Obwohl das Gewerk schon jahrhundertealt ist, gibt es das heutige Berufsbild in Deutschland erst seit 2003: Damals wurden die früher getrennten Berufe des Gas- und Wasserinstallateurs sowie des Zentralheizungs- und Lüftungsbauers zum Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik (SHK) zusammengeführt. 2016 wurde die Ausbildung noch einmal modernisiert – mit neuen Schwerpunkten wie Gebäudeautomation, Digitalisierung und Energieeffizienz. Heute deckt der Beruf ein zunehmend breites Feld ab und gilt als Schlüsselhandwerk für eine klimaneutrale Zukunft.
Entsprechend haben sich in den letzten Jahren auch die Arbeitsschwerpunkte verschoben. Stand früher noch oftmals das Bad als zentrales Projekt vieler Installateure im Vordergrund, macht heute der energieeffiziente Heizungsbau den größeren Teil der Aufträge aus, nicht zuletzt durch die hohe Nachfrage an Wärmepumpen. Doch auch Elektro- und Solartechnik sowie Smart Home und Sensorik sind Kompetenzen, die stetig an Bedeutung gewinnen. Sanitär, Heizung und Klima hat sich somit vom klassischen Installationsgewerk zu einer vielseitigen und modernen Multifunktions-Branche entwickelt, welche die neuesten Entwicklungen in Digitalisierung und vielleicht schon bald auch KI berücksichtigt.
Wenig überraschend ist daher der große Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften. Bei den Azubis ist in den letzten 10 Jahren wieder ein leichter Aufwärtstrend zu beobachten, nachdem die Zahl zwischen 2000 und 2010 noch stark zurückgegangen war: Ungefähr 15.000 neue Ausbildungsverträge werden aktuell jedes Jahr geschlossen, womit sich schätzungsweise mehr als 35.000 angehende Handwerker in einer SHK-Ausbildung befinden.1 Auch die Anzahl an Beschäftigten steigt zunehmend und ist seit 2015 von ca. 357.000 auf mittlerweile mehr als 390.000 gewachsen, obwohl die Zahl der Betriebe in diesem Zeitraum von 51.100 auf etwa 48.000 gesunken ist. Weniger Firmen, mehr Angestellte: Viele kleinere Unternehmen werden also aufgegeben oder in größere Betriebe überführt.2
Genauso dynamisch hat sich auch die Umsatzkurve entwickelt: Seit der Jahrtausendwende hat sich das Marktvolumen mehr als verdoppelt, und zwischen 2015 und 2023 hat sich der Gesamtumsatz der Branche jedes Jahr auf knapp 62 Milliarden Euro erhöht. Umso größer daher der Schock 2024 – nach einer langen erfolgreichen Periode, die durch stetigen Umsatz-Boom gekennzeichnet war, musste der Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) einen Rückgang der Einnahmen um ungefähr vier Prozent verkünden.2
2015 | 2016 | 2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | 2024 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
40,3 | 41,4 | 42,3 | 45,3 | 47,5 | 51,8 | 53,1 | 58,3 | 61,9 | 59,1 |
Umsatz in Mrd. € | Quelle: ZVSHK & Destatis
Auch für 2025 prognostiziert der ZVSHK weitere Umsatzeinbußen von circa 1 %.3 Angesichts dieser besorgniserregenden Entwicklung mehren sich daher die Befürchtungen: Schlittert die einst florierende SHK-Branche nun in eine Krise?
Neue Serie: Themen, die das SHK-Handwerk bewegen
In unserer neuen Artikelserie erzählen wir praxisnah von spannenden und brandaktuellen SHK-Themen: Welche Technologien werden Sanitär, Heizung und Klima in Zukunft prägen? Was sind die größten Herausforderungen für die SHK-Branche? Und wie erlebt ein Anlagenmechaniker SHK eigentlich einen typischen Arbeitstag? Bleib am Ball und lerne mit uns das SHK-Handwerk ganz neu kennen.

Reportage: Startklar Sanitär
Wir waren vor Ort bei unseren Kunden von Startklar Sanitär und haben dieHandwerker richtig kennengelernt. Erhalte hier spannende Praxiseinblicke und authentische Infos über die Aufgabenvielfalt im SHK-Alltag!
Weiterlesen

Gastbeitrag: Zukunft SHK
Was muss getan werden, um die Weichen für eine zukunftsfähige SHK-Branche zu stellen? Cehan San, Handwerksmeister und HEROcon-Speaker, gibt eine Insider-Einschätzung über die kommenden Herausforderungen. (Link folgt)

Hightech meets Handwerk: SHK
KI, Virtual Reality, Exoskelette und vieles mehr: Hier erfährst du, welche hochmodernen Technologien vielleicht schon bald auch im SHK-Handwerk Einzug halten werden. (Link folgt)

Trinkwasserinstallation in Gebäuden
Welche technischen und rechtlichen Regelungen gibt es beim Verlegen von Trinkwasserleitungen zu beachten? Und wie lässt sich der Spagat zwischen Hygiene und Energieeffizienz lösen? Hier gibt's alle Infos. (Link folgt)
Zwischen Rezession und Baukrise: Warum die SHK-Branche unter Druck steht
Die Gründe für den abflauenden Höhenflug sind vielschichtig und schwer voneinander zu trennen. Zuerst muss aber betont werden: Die SHK-Branche ist nicht das einzige Gewerk, das sich gerade in schwierigem Fahrwasser befindet. Die sonst so prosperierende deutsche Wirtschaft durchlebt seit einigen Jahren eine schwierige Phase und musste sowohl 2023 (-0,3 %) als auch 2024 (-0,2 %) ein sinkendes Bruttoinlandsprodukt verzeichnen4. Schnelle Besserung ist nicht in Sicht, für das Jahr 2025 wird Stagnation oder allenfalls ein minimales Wachstum erwartet.
Hohe Inflation und steigende Energiepreise tun ihr Übriges: Deutschland ist zurzeit faktisch in einer Rezession. Dadurch steht Privathaushalten weniger Geld zur Verfügung, weshalb größere Investitionen erst einmal verschoben oder ganz gestrichen werden. Gerade im SHK-Bereich, wo etwa eine Heizungsmodernisierung schnell eine fünfstellige Summe kosten kann, wirkt sich das deutlich aus. Betriebe berichten von zurückgehenden Anfragen und Sparverhalten auf Kundenseite, auch namhafte Großhändler wie Sanitop-Wingenroth mussten Insolvenz anmelden.
Hinzu kommt die prekäre Situation im Wohnungsbau, wo die Anzahl an Baugenehmigungen gerade stark rückläufig ist, nicht zuletzt aufgrund hoher Bauzinsen und Materialkosten. Ungefähr 250.000 Neubauwohnungen wurden in Deutschland 2024 fertiggestellt – ein Minus von fast 15 Prozent5 . Der Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB) schlägt deswegen Alarm und spricht gar von einer „Wohnungsbaukrise“6. Für SHK-Betriebe bedeutet das: weniger Heizungen, weniger Bäder, weniger Lüftungsanlagen – und schlichtweg weniger Arbeit auf neuen Baustellen. Dadurch bricht für viele SHK-Firmen eine über viele Jahre stabile Einnahmequelle dramatisch weg.
Besonders betroffen ist die Heizungsbranche, wo Verbraucher aufgrund der unklaren Situation um das Heizungsgesetz mittlerweile sowieso zu Vorsicht neigen, zu unsicher und undurchsichtig ist die aktuelle Rechtslage. Das zeigt sich gerade bei den Wärmepumpen, 2024 sind deutschlandweit nur 193.000 Einheiten abgesetzt worden – 2023 waren es noch 350.000 gewesen. Die Bundesregierung hat im Koalitionsvertrag daher eine Neufassung des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) angekündigt, ein konkreter Maßnahmenplan steht bisher aber noch aus. Die Folge: Viele Kundinnen und Kunden warten lieber ab, anstatt in eine neue Heizung zu investieren. Für Betriebe, die vor zwei Jahren auch infolge des Ukraine-Krieges und der damit einhergehenden Energiekrise noch vom plötzlichen Wärmepumpen-Boom profitiert hatten, bedeutet das einen harten Einschnitt – und einen deutlichen Rückgang der Umsätze.
Schwache Konjunktur
Deutschland steckt in einer Rezession. Hohe Inflation und hohe Energiekosten lassen Privathaushalten weniger Spielraum, teure Investitionen in Heizungen und Bäder werden deshalb verschoben – zu Ungunsten von SHK-Betrieben.
Wohnungsbaukrise
Steigende Bauzinsen und Materialkosten sowie langsame Genehmigungen bremsen den Wohnungsbau massiv aus. 2024 wurden fast 15 % weniger Wohnungen fertiggestellt, was auch die Auftragslage für SHK beeinträchtigt.
Heizungsgesetz in der Schwebe
Unklare Regelungen beim Heizungsgesetz verunsichern Kunden und die angekündigte Reform des GEG steht bisher noch aus. Viele Verbraucher warten deshalb ab, anstatt in neue Heizungen und Wärmepumpen zu investieren.
SHK-Branche am Scheideweg: Wie geht es weiter?
So ernst die Lage im Moment auch wirkt – tatsächlich registrieren viele SHK-Betriebe wieder eine erste Phase der Erholung. Im SHK-Konjunkturbarometer7 bewerten Unternehmen im Bereich der Haus- und Gebäudetechnik das Geschäftsklima neutral, nachdem 2024 noch ausschließlich negative Kennzahlen zu verzeichnen gewesen waren. So wird die aktuelle Lage mit einem Wert von +2 beurteilt (Q1/2025), noch vor wenigen Monaten hatte derselbe Wert bei -9 (Q4/2024) bzw. -12 (Q3/2024) gelegen. Und auch die Verkaufszahlen für Wärmepumpen steigen wieder, der Bundesverband Wärmepumpe e.V. rechnet 2025 mit rund 260.000 verkauften Einheiten.
Ohnehin besteht langfristig weiterhin ein immenses Marktpotenzial. Durch die Energiewende müssen die mehr als 40 Millionen Wohnungen in Deutschland bis 2050 idealerweise klimaneutral werden, noch ist ein Großteil des Gebäudebestands aber nicht energieeffizient saniert. Schätzungsweise besteht deshalb ein jährlicher Umbaubedarf von bis zu zwei Millionen Wohnungen8, langfristig gut gefüllte Auftragsbücher sind also mehr als realistisch. Vom Wärmepumpeneinbau bis hin zu neuen Lösungen zur Trinkwasserhygiene: Durch die Bekämpfung der Klimakrise werden SHK-Handwerker mehr benötigt denn je. Hinzu kommen neue Leistungsschwerpunkte wie etwa der Einbau von barrierefreien Bädern für eine alternde Bevölkerung.
Gleichzeitig gibt es aber auch klare Risiken, welche die Konkurrenzfähigkeit des Gewerks dauerhaft gefährden. An erster Stelle steht dabei der Fachkräftemangel: Schon heute beklagen Betriebe fehlendes Personal, und zehntausende erfahrene Handwerker werden in den nächsten zehn Jahren in Rente gehen, denn mehr als 20 Prozent aller SHK-Beschäftigten sind zwischen 55 und 64 Jahre alt.9 Trotz leicht steigender Nachwuchszahlen dürfte der aktuelle Nachschub kaum ausreichen, um den Wegfall an Arbeitskräften aufzufangen und den steigenden Bedarf an SHK-Leistungen abzudecken – ein branchenübergreifendes Problem, bereits jetzt fehlen im Handwerk geschätzt 250.000 Fachkräfte.8
Aber auch die Politik ist in der Pflicht: Solange Förderprogramme und gesetzliche Vorgaben ständig geändert werden, werden viele Kunden zurückhaltend bleiben. Zuvorderst steht eine transparente Reformierung des Heizungsgesetzes, die eindeutige Bedingungen für alle Marktakteure schafft und das Vertrauen in eine verlässliche Förderpolitik wiederherstellt. Branchenexperten fordern zudem eine Aufstockung der Zuschussvariante des KfW-Programms „Altersgerecht Umbauen“, um die Nachfrage nach barrierefreien Bädern anzukurbeln, sowie eine rasche Lösung des Wohnungsbauproblems. Hierzu hat die Bundesregierung bereits einen neuen Bau-Turbo angekündigt.
Fazit: SHK als Schlüsselbranche der Zukunft
Die SHK-Branche steht zweifellos vor großen Herausforderungen. Schwache Konjunktur, andauernde Wohnungsbaukrise, politische Unsicherheit und fehlende Fachkräfte sind nur einige der Probleme, die in den nächsten Jahren angegangen werden müssen. Doch der langfristige Trend zeigt in eine klare Richtung: Energieeffizienz, Klimaschutz und altersgerechter Umbau sichern der Branche volle Auftragsbücher für Jahrzehnte – sofern Politik und Handwerk die strukturellen Schwachstellen beheben und gleichzeitig moderne und digitale Technologien gewinnbringend in den Arbeitsprozess integrieren können.
Schon heute ist das SHK-Handwerk ein Schlüssel zur erfolgreichen Energiewende und eine selbstbewusste Positionierung als zukunftsfähiges Klimahandwerk durchaus angebracht. ZVSHK-Hauptgeschäftsführer Helmut Bramann formuliert daher optimistisch: „Trotz der kurzfristigen Herausforderungen und dem verhaltenen Ausblick für das laufende Jahr agiert das SHK-Handwerk perspektivisch in einem Wachstumsmarkt, getrieben von innovativen Technologien und einer wachsenden Nachfrage nach energieeffizienten Lösungen.“1
Quellen
1: Zentralverband Sanitär Heizung Klima (2025): SHK-Handwerk mit verhaltener Bilanz 2024, https://www.zvshk.de/presse/shk-handwerk-mit-verhaltener-bilanz-2024.
2: Zentralverband Sanitär Heizung Klima (2025): Das SHK-Handwerk in Zahlen, https://www.zvshk.de/presse/medien-center/daten-fakten.
3: Si-SHK (2025): SHK-Handwerk in der Krise: Umsatzrückgang – was jetzt zählt!, https://www.si-shk.de/shk-handwerk-in-der-krise-umsatzrueckgang-was-jetzt-zaehlt-233601/.
4: Statista (2025): Entwicklung des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) in Deutschland von 2010 bis 2024, https://de.statista.com/statistik/daten/studie/74644/umfrage/prognose-zur-entwicklung-des-bip-in-deutschland/.
5: Statista (2024): Baufertigstellungen von Wohnungen in Wohn- und Nichtwohngebäuden in Deutschland in den Jahren 2005 bis 2024, https://de.statista.com/statistik/daten/studie/39008/umfrage/baufertigstellungen-von-wohnungen-in-deutschland/.
6: Zentralverband Deutsches Baugewerbe (2024): Wohnungsbaukrise hält an: Baugenehmigungen bleiben im Keller, https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2023/06/PD23_N036_12.html.
7: VdZ – Wirtschaftsvereinigung Gebäude und Energie e.V.(2025): SHK-Konjunkturbarometer, https://www.vdzev.de/branche/konjunkturbarometer/.
8: SHKProfi (2023): Goldene Zeiten für das SHK-Handwerk, https://www.shk-profi.de/artikel/goldene-zeiten-fuer-das-shk-handwerk-3940037.html.
9: Statistisches Bundesamt (2022): Sanitär- und Heizungsbau: Zahl der Erwerbstätigen binnen zehn Jahren um 9 % zurückgegangen<7i>, https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2022/07/PD22_N047_13_61.html.
Mehr anzeigen

HERO: Handwerker Software für Profis