Heizungsgesetz auf der Kippe: Wie geht es weiter?

Politik stellt Heizungsgesetz infrage – Handwerksbranche reagiert gespalten

Michel Vo  | 16.04.2025  | Lesezeit: reading time goes here

Die neue Bundesregierung will das Heizungsgesetz reformieren. Derzeit ist allerdings noch unklar, wie das neue Regelwerk aussehen wird. Erfahre hier, was das für Handwerksbetriebe bedeutet – und warum viele Verbände schnelle Klarheit fordern.

Bild: Handwerker warrtet eine Heizung
Das neue Koalitionsgesetz sieht eine Neufassung des ohnehin umstrittenen Heizungsgesetzes vor. | © 2022 Skylines/Shutterstock.com

Neuer Koalitionsvertrag streicht Heizungsgesetz

Die neue Große Koalition aus CDU, CSU und SPD hat angekündigt, das Gebäudeenergiegesetz (GEG) – umgangssprachlich bekannt als Heizungsgesetz – in seiner bisherigen Form aufzuheben. Im vor wenigen Tagen vorgelegten Koalitionsvertrag heißt es dazu wörtlich: „Wir werden das Heizungsgesetz abschaffen.“ Geplant ist stattdessen ein neues Regelwerk, das „technologieoffener, flexibler und einfacher“ gestaltet werden soll. Die Ankündigung war ein zentrales Wahlversprechen der Union und wird nun erstmals konkretisiert.

Die wesentlichen Punkte aus dem Koalitionsvertrag im Überblick:

  • Die erreichbare CO2-Vermeidung soll zur zentralen Steuerungsgröße werden.
  • Die Sanierungs- und Heizungsförderung wird fortgesetzt.
  • Kosten für energetische Sanierungen ererbter Immobilien werden künftig von der Steuer absetzbar.
  • Die Förderfähigkeit des EH55-Standards soll zeitlich befristet zur Aktivierung des Bauüberhangs wiederhergestellt werden. Die Verzahnung von GEG und kommunaler Wärmeplanung wird vereinfacht.

Das bisherige Heizungsgesetz war als zentrales Instrument zur Förderung nachhaltiger Heizsysteme ins Leben gerufen worden – an diesen übergeordneten energetischen Zielen will die neue Bundesregierung offenbar weiterhin festhalten. Experten und Branchenverbände befürchten nun eine reine Umetikettierung ohne inhaltliche Neuausrichtung oder zumindest eine unklare Übergangsphase mit erheblichen praktischen Folgen.

Für das Handwerk, das sich bereits auf das bestehende Regelwerk eingestellt hatte, birgt diese Absichtserklärung große Unsicherheit. Wie genau die Vorgaben für die Planung und den Einbau neuer Heizungen künftig aussehen werden, ist derzeit völlig offen – und damit auch die Grundlage für Investitionen und Kundengespräche.

Hier findest du den vollständigen Koalitionsvertrag.

Verunsicherung im Heizungsbau: Handwerk fordert klare Linien

Die Ankündigung, das Heizungsgesetz grundlegend zu überarbeiten oder abzuschaffen, sorgt in der Branche für gemischte Reaktionen. Der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) mahnt etwa an, dass mögliche Änderungen zügig, klar und praxisnah erfolgen müssten. Auch der Energieberatendenverband GIH kritisiert die politische Kehrtwende als Rückschritt: Viele Bürger und Betriebe hätten sich auf die bestehende Rechtslage eingestellt – nun herrsche Verunsicherung statt Klarheit.

Kritik kommt ebenso vom Bundesverband Wärmepumpe (BWP). Geschäftsführer Martin Sabel bezeichnet die Formulierungen im Koalitionsvertrag als „Gift für einen Wirtschaftszweig”, der sich gerade erst wieder erhole. Besonders SHK-Betriebe stünden nun vor der Herausforderung, ihre Kundschaft seriös zu beraten, ohne verlässliche Rahmenbedingungen bieten zu können.

Optimistisch hingegen begrüßt Markus Staudt, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Heizungsindustrie,, „dass es wieder mehr eine Orientierung und Hilfe gibt für den Verbraucher und weniger das Gefühl, ihm wird etwas aufgezwungen vom Gesetzgeber.“ Er hofft, „dass die Verbraucher die Regelungen zum Heizen als Hilfen und Orientierung sehen und sich dann auf Basis ihrer Gegebenheiten vor Ort und ihrer finanziellen Möglichkeiten für das Heizsystem ihrer Wahl entscheiden“.

KfW beruhigt: Förderzusagen gelten weiterhin

Trotz der angekündigten Abschaffung des Heizungsgesetzes bleibt die staatliche Förderung für den Einbau klimafreundlicher Heizungen vorerst bestehen. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) verzeichnet derzeit eine stark ansteigende Nachfrage: Bis Ende März 2025 gingen bereits 315.000 Zuschussanträge ein, vor allem für Wärmepumpen. Das Fördervolumen lag damit bei rund 4,5 Milliarden Euro.

KfW-Vorstandschef Stefan Wintels sagt, dass Haushalte sich weiterhin auf die Zusagen der Förderbank verlassen könnten. „Stand heute: Die Heizungsförderung läuft, und die KfW steht mit ausreichenden Haushaltsmitteln bereit.“

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