Die Entscheidung hängt von deiner individuellen Situation ab. Wasserstoff ist weder die universelle Lösung noch ein kompletter Irrweg – die Wahrheit liegt dazwischen. Für manche Betriebe ist der Einstieg jetzt sinnvoll, für andere lohnt es sich abzuwarten. Und einige sollten ihre Ressourcen besser in andere Technologien wie Wärmepumpen investieren. Hier eine ehrliche Einschätzung:
✅ Als Betrieb Wasserstoffheizungen anbieten, wenn:
- Du überwiegend gewerbliche Kunden hast, die großen Wärmebedarf und Pioniergeist mitbringen
- Deine Region in einem H2-Infrastruktur-Pilotprojekt liegt (z.B. Ruhrgebiet, Niedersachsen)
- Du dich als Innovationsführer positionieren und einen USP aufbauen willst
- Dein Team Lust auf neue Technologien hat und die Kapazität für Weiterbildung besteht
- Du langfristig planst und bereit bist, in einen Markt zu investieren, der sich erst entwickelt
⏸ Abwarten, wenn:
- Deine Kunden hauptsächlich Privathaushalte im Bestand sind
- Du in einer ländlichen Region ohne absehbare H2-Versorgung arbeitest
- Deine Kapazitäten aktuell ausgelastet sind (Wärmepumpen, Sanierungen)
- Du erst einmal beobachten willst, wie sich Förderung und Infrastruktur entwickeln
- Dir das finanzielle Risiko der Erstinvestition zu hoch ist
❌ Als Betrieb keine Wasserstoffheizung anbieten, wenn:
- Du keine Ressourcen für Weiterbildung und neue Prozesse hast
- Dein Markt unsicher ist oder dein Betrieb vor anderen Herausforderungen steht
- Du keine langfristige Strategie hast und nur einem Trend hinterherlaufen willst
- Die Wasserstoff-Infrastruktur in deiner Region nicht absehbar ist und du keine Nischenkunden findest
Ausblick: Wo steht die Technologie in 5 Jahren?
Die nächsten fünf Jahre werden entscheidend. Entweder baut Deutschland die H2-Infrastruktur schneller aus als erwartet – dann werden H2-ready-Heizungen zum Standard und Brennstoffzellen zu einer attraktiven Nische. Oder die Infrastruktur kommt nur schleppend voran, dann bleibt Wasserstoff ein Nischenprodukt für Pilotregionen und ambitionierte Gewerbeprojekte. Die Wärmepumpe hat in der Zwischenzeit massiv an Boden gewonnen – wer sich nur auf Wasserstoff fokussiert, riskiert, den größeren Markt zu verpassen.
Unsere Empfehlung: Halte dich informiert, bilde dich fort, aber setze nicht alles auf eine Karte. Eine H2-ready-Schulung bei deinem Hauptlieferanten ist eine überschaubare Investition und hält dir Optionen offen. Wenn die Nachfrage anzieht, bist du vorbereitet. Wenn nicht, hast du eine zusätzliche Qualifikation, die dir bei der Kundenberatung hilft. In einigen Jahren wird klarer sein, welche Rolle Wasserstoff im Heizungsmix wirklich spielt – bis dahin gilt: informiert bleiben, flexibel agieren, nicht überstürzt investieren.