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Zusammenarbeit SHK- und Elektro-Handwerk

Die 5 größten Hürden bei der Zusammenarbeit von SHK und Elektro – und wie du sie meisterst!

Lukas Beckmann  | 26.09.2025  |  Lesezeit: Minuten

Die Energiewende, rasante technische Entwicklungen und wachsende Bürokratie machen Projekte immer komplizierter und die Zusammenarbeit auf der Baustelle zu einer Herausforderung. Speziell die Kooperation von SHK-Profis und Elektrikern ist angesichts komplexer Systeme aber nicht nur nötig, sondern kann auch ein echter Wettbewerbsvorteil sein. Wir zeigen dir, wie sie gelingt.

Ein Werkzeug für alle Fälle: Bei hartnäckigen Problemen im Schaltschrank sollten SHK-Profis schwere Geschütze auffahren – oder den Elektriker fragen.

SHK und Elektro: Ein Perfect-Match?

Kombinierte Energiesysteme wie Wärmepumpen mit Photovoltaik-Anlagen, steuerbarer Energietechnik und ganzheitliche Smart Home-Systeme werden immer beliebter. Dadurch nimmt auch die Relevanz der Zusammenarbeit verschiedener Gewerke auf der Baustelle immer weiter zu. Damit Solaranlage und Wärmepumpe sinnvoll aufeinander abgestimmt sind und miteinander kommunizieren können, muss vorher die Kommunikation zwischen SHK-Betrieb und Elektriker einwandfrei funktionieren.

Auch für das Gelingen der Energiewende ist diese Kooperation unentbehrlich: Statt sich nur auf den jeweiligen Fachbereich zu konzentrieren, müssen Projekte ganzheitlich betrachtet werden, sagt auch Thomas Bürkle, Präsident des Fachverbands Elektro- und Informationstechnik Baden-Württemberg: 
„Wir müssen das Gebäude mehr als System betrachten. Plattformanbieter [...] und andere Marktbegleiter konzentrieren sich meist nur auf einzelne Komponenten. Dadurch geht der Systemgedanke leider verloren und das kann nicht im Sinne des Kunden sein!“¹ Höchste Zeit also, dass Handwerksbetriebe diese Aufgabe übernehmen.

„Wir müssen das Gebäude mehr als System betrachten, sonst geht der Systemgedanke leider verloren und das kann nicht im Sinne des Kunden sein!“

Thomas Bürkle

Präsident des Fachverbands Elektro- und Informationstechnik Baden-Württemberg

Die größten Hürden bei der Zusammenarbeit

Die Zusammenarbeit verschiedener Betriebe auf derselben Baustelle kann unabhängig vom Projekt eine Herausforderung sein. Jeder will seine Arbeit möglichst gut machen und konzentriert sich auf seine Aufgabenbereiche – dabei wird jedoch manchmal übersehen, welche Überschneidungen es gibt, wo Optimierungspotenzial liegt und welche Absprachen dem jeweils anderen Gewerk die Arbeit erleichtern können.

Natürlich sind nicht alle Projekte gleich und nicht immer kann nach einem bestimmten Schema verfahren werden. Langfristig ist es aber dennoch sinnvoll, über den Tellerrand des eigenen Gewerkes hinaus zu schauen. Aus Gründen der Anschaulichkeit konzentrieren wir uns im Text auf das Beispiel der Installation einer Wärmepumpe mit zugehöriger Photovoltaik-Anlage. Die hier gegebenen Tipps lassen sich zum Großteil aber auch auf die allgemeine Zusammenarbeit von Handwerksbetrieben anwenden.

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  1. Unklare Zuständigkeiten

Ein häufig auftretendes Problem bei größeren Projekten mit mehreren Betrieben sind unklare Zuständigkeiten und eine undurchsichtige Aufgabenverteilung. Das gilt nicht unbedingt für den eigenen Betrieb, sondern in erster Linie für weiterführende Aufgaben, die dort beginnen, wo der eigene Tätigkeitsbereich aufhört.

Besonders ärgerlich ist es, wenn sich Unklarheiten erst während der Umsetzung offenbaren und möglicherweise sogar unter den Teppich gekehrt werden. Wer nicht weiß, wie er dem anderen Gewerk optimal zuarbeiten kann oder mindestens einen Ansprechpartner für Fragen hat, riskiert unnötige Verzögerungen bei der Projektumsetzung und damit höhere Kosten für den Kunden.

  2. Sicherheitsanforderungen

Wenn es um Installationen geht, die außerhalb des alltäglichen Arbeitsfeldes liegen, können erhöhte Sicherheitsanforderungen zur Hürde werden. Wird für die Montage von PV-Paneelen auf dem Dach beispielsweise ein Gerüst benötigt, gelten besondere Verantwortlichkeiten für den Bauherrn wie für den Betrieb. Ungenaue Kenntnis oder gar Missachtung von Sicherheitsanforderungen kann zu einem Bußgeld oder zu schwerwiegenden Arbeitsunfällen führen!

Gleiches gilt selbstverständlich für die eigentliche Arbeit auf dem Dach, die Montage von PV-Generatorfeldern und die Kabelverlegung. Vor allem bei elektrotechnischen Arbeiten kann es bei falscher Handhabe zu Komplikationen kommen, weshalb sie in jedem Fall unter Aufsicht einer Elektrofachkraft durchgeführt werden sollten!

  3. Planungskomplexität durch integrierte Gebäudetechnik

Wärmepumpe, Wallbox, Photovoltaik, Stromspeicher – und alles über das Internet steuerbar! Moderne Projekte werden besonders durch steuerbare Gebäudetechnik immer komplizierter. Werden diese Projekte nicht genau genug geplant, führt das zum einen zu unerwünschten Verzögerungen und zum anderen zu höheren Kosten für Betrieb und Kunde.

Ebenfalls sollte darauf geachtet werden, die Systeme auf die realen Bedürfnisse von Kund*innen anzupassen. Nicht ausreichend oder zu umfangreich geplante Projekte führen zu Unzufriedenheit und schaden der Reputation des Betriebs.

  4. Mangel an Kommunikation und digitaler Zusammenarbeit

Ein Großteil der Probleme bei der Zusammenarbeit von Handwerksbetrieben lässt sich auf eine Ursache zurückführen: Schlechte oder gar keine Kommunikation. Werden Fragen und Probleme nicht frühzeitig angesprochen und geklärt, führt das zu Spannungen, die sich schlimmstenfalls auf die Qualität der Ergebnisse auswirken.

Besonders schwierig gestaltet sich die Kommunikation zwischen Betrieben dann, wenn auf analoge Prozesse gesetzt wird. Liegen Pläne, Aufmaße und weitere Daten nur in physischer Form auf Papier vor, gestaltet sich der Austausch umso schwieriger. Geht dann etwas verloren, kostet die Wiederbeschaffung der Informationen wertvolle Zeit.

  5. Breitere Kompetenzprofile

Umfangreiche Projekte und moderne Energiemanagementsysteme verlangen nicht nur eine genaue Planung, sondern oft auch ein breiteres Kompetenzprofil von Installateuren und Planern als in der Vergangenheit. Damit Verbrauch und Bedarf optimal aufeinander abgestimmt werden können, sind ein umfangreiches Verständnis dieser Systeme und eine genaue Berechnung nötig.

Nicht zuletzt müssen Installateure verschiedene Modelle kennen, für entsprechende Montagen geschult werden sowie Sicherheitsanforderungen kennen und beachten. Insofern müssen in beiden Disziplinen die Kompetenzanforderungen des jeweils anderen Gewerks mitgedacht werden, damit die Planung und Durchführung des Projekts einwandfrei gelingt.

Bei der Installation von Photovoltaik-Anlagen ist gute Zusammenarbeit gefragt – nicht nur wegen der besonderen Sicherheitsanforderungen.

Praxisleitfaden: So funktioniert die Kooperation

Nachfolgend haben wir nun einige Lösungsvorschläge für die aufgeführten Hürden zusammengetragen. Diese orientieren sich ebenfalls stark an einem Beispielprojekt mit Installation einer Wärmepumpe und einer Photovoltaik-Anlage, können aber auch allgemeiner als Tipps für eine reibungslose Zusammenarbeit auf der Baustelle genutzt werden.

1. Verantwortungsmatrix und Checklisten

Um unklare Zuständigkeiten zu vermeiden, bietet es sich an, eine sogenannte Verantwortungsmatrix zu erstellen. Eine Verantwortungsmatrix ist nichts anderes als die visuelle Darstellung von Aufgaben und Zuständigkeiten, zum Beispiel in einer Tabelle. In der linken Spalte werden dabei die Aufgaben benannt, in der obersten Reihe die Beteiligten. Anschließend wird notiert, wer welche Rolle bei welcher Aufgabe übernimmt. Dies kann detailliert oder mit Abkürzungen geschehen.

Für konkrete Projekte wie die Installation einer Wärmepumpe gibt es mittlerweile offizielle, von den Branchenverbänden für das Elektrohandwerks (ZVEH) und Sanitär, Heizung und Klima-Handwerks (ZVSHK) herausgegebene Checklisten. Die „Checkliste Informations- und Datenaustausch für die Planung und Installation einer Elektro-Wärmepumpe“ soll dabei beispielsweise Fachplanern, Energieberatern und Architekten gleichermaßen zugutekommen.

Bei der Arbeit mit solchen Dokumenten sollte allerdings darauf geachtet werden, dass sie möglichst aktuell gehalten werden. Dies kann in physischer Form geschehen, wobei allerdings festgelegt werden muss, wer für das Dokument verantwortlich ist. Einfacher ist es, diese Dokumente zu digitalisieren und sie allen Beteiligten zur Verfügung zu stellen. Als geeignetes Tool für Fachbetriebe käme hierfür etwa eine Handwerkersoftware mit Dokumentenmanagementsystem in Frage.

Was Wer
  Geschäftsführung Projektleiter*in Installateur SHK Elektriker*in
Kostenvoranschlag Verantwortlich Zuständig Informiert Informiert
Planung PV-Anlage Informiert Zuständig Informiert Beratend
Installation Wärmepumpe Informiert Beratend Zuständig Informiert
Elektrische Anschlüsse Informiert Informiert Informiert Zuständig

So könnte eine beispielhafte Verwanwortungsmatrix aussehen.

 2. Muster-Arbeitsanweisungen

Muster-Arbeitsanweisungen eignen sich hervorragend zur Vermeidung von Sicherheitsrisiken und Einhaltung von Vorschriften zur Sicherheitsgewährleistung. Zwei ebenfalls in Zusammenarbeit der Fachverbände ZVEH und ZVSHK entstandene Arbeitsanweisung existieren für die „Benutzung von Arbeits- und Schutzgerüsten“ und die „Montage von PV-Generatorfeldern (DC-Seite bis Wechselrichter)“.

Die Muster sind aus der Branchenvereinbarung mit ZVEH, ZVDH, ZVSHK, BG ETEM und BG BAU hervorgegangen und zielen darauf ab, „Gefährdungen durch Absturz und elektrische Gefährdungen bei der Montage und Installation von Photovoltaik-Anlagen auf Dächern zu minimieren, beziehungsweise auszuschließen.“²

Die Anweisung zur Montage von PV-Generatorenfeldern richtet sich dabei an elektrotechnisch unterwiesene Personen (EuP) unter Leitung und Aufsicht einer Elektrofachkraft. Um als EuP zu gelten, können beispielsweise SHK-Installateure eine Schulung bei der TÜV SÜD Akademie oder anderen zertifizierten Anbietern absolvieren. Die Schulung berechtigt zur Durchführung einfacher elektrotechnischer Arbeiten, befähigt allerdings nicht zur finalen Installation und Abnahme.

 3. Integrierte Systemplanung mit klarer Kostentransparenz

Um der Planungskomplexität moderner Energiesysteme Herr zu werden, empfiehlt sich eine möglichst frühzeitige gemeinsame Planung unter Berücksichtigung aller Gewerke. Dies hilft vor allem auch dabei, den Kund*innen möglichst früh einen Überblick über die genauen Kosten liefern zu können, was sich im Endeffekt auf die Reputation der jeweiligen Betriebe auswirkt.

Erfordert die neue Wärmepumpe beispielsweise die Installation eines neuen Zählerschranks, empfiehlt es sich, dies frühzeitig dem Elektriker zu melden, damit die Installation in der Kostenaufführung berücksichtigt werden kann und dem Kunden keine bösen Überraschungen drohen. Es bietet sich also an, solche Projekte immer von Anfang an mit einem Partnerbetrieb zu planen und umzusetzen.

 4. Digitale Kollaboration: Projektplattform, Dokumentation, Freigaben

Die Digitalisierung ist seit Jahren ein Dauerthema in der Handwerksbranche. Obwohl sie in jüngster Zeit gut vorangeschritten ist,³ kann vor allem die digitale Kollaboration ein Problem darstellen. Nicht immer sind digitale Plattformen wie ERP-Systeme miteinander kompatibel und der nötige Datenaustausch gestaltet sich als schwierig. Die einfachste Lösung hierfür ist die Einigung auf eine digitale Plattform, mit der beide Betriebe arbeiten können oder die Sicherstellung einer entsprechenden Schnittstelle.

Werden häufig größere Projekte umgesetzt, kann auch über eine Building Information Modelling-Software, kurz BIM-Software, nachgedacht werden. Hiermit können Gebäude vollständig digital abgebildet, Gebäudedaten jederzeit ausgetauscht und realitätsnahe Simulationen von Projekten durchgeführt werden. Die Einarbeitung in eine BIM-Software kann jedoch sehr zeitintensiv sein, daher sollte vorher gut überlegt werden, ob sich die Einführung wirklich lohnt.

 5. Fortbildungen & Energiemanagement-Schwerpunkte

Neben der bereits erwähnten Schulung zur Elektrotechnisch unterwiesene Person (EuP) gibt es mittlerweile zahlreiche Fort- und Weiterbildungen, die sich gezielt an SHK-Profis richten, die elektrotechnische Arbeiten durchführen und begleiten wollen. Eine Schulung gemäß §7a-Regelung der Handwerksordnung ist dabei sowohl zeit- als auch kostenintensiv, befähigt allerdings zu mehr Tätigkeiten, als die einfachere EuP-Schulung.

Insgesamt ist es empfehlenswert, einen Energiemanagement-Schwerpunkt im Handwerksbetrieb zu setzen, wenn es geplant ist, größere Projekte um Wärmepumpe, Solaranlage, Wallbox und Co. anzubieten. Für einen SHK-Meister können beispielsweise die Studienfächer „Energiemanagement“, „Energietechnik“ und „Erneuerbare Energien“ eine ideale Ergänzung darstellen. Selbstverständlich ist auch ein Studium zeitaufwendig und nicht unbedingt pauschal zu empfehlen, in speziellen Fällen kann es im Betrieb allerdings den Unterschied machen und den eigenen Vorteil vor der Konkurrenz sichern.

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Fazit: Kooperation bedeutet Wettbewerbsvorteil

Die Kooperation von SHK-Betrieben und Elektrikern ist angesichts komplexer werdender Energietechnik, sowie der nötigen Energiewende im Gebäudebereich nötiger denn je. Viele der akuten Hürden, die eine Zusammenarbeit erschweren, können durch klare Schnittstellen in Bezug auf Tätigkeiten, Kennen und Einhalten von Sicherheits- und Datenstandards, digitaler Kollaboration und Weiterbildung der Mitarbeitenden beseitigt werden.

Dies minimiert zum einen das Risiko- und Unfallpotenzial, steigert zum anderen aber auch die Marge der jeweiligen Betriebe. Denn eine einwandfreie Umsetzung komplexer Systeme mit hoher Kundenzufriedenheit stellt einen eindeutigen Wettbewerbsvorteil dar. Ob sich hierbei zwei Betriebe in einer festen Kooperation zusammenschließen oder alles in einem einzelnen Betrieb abgedeckt wird, ist dabei nebensächlich. Wichtig ist, dass Projekte ganzheitlich gedacht und Gebäude zukünftig mehr als Systeme betrachtet werden.

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