Was bedeutet KI - und was nicht?
Seit einiger Zeit ist das Thema Künstliche Intelligenz, kurz KI, aus kaum einem Diskurs mehr wegzudenken. Dabei geht es meistens um die Frage, wie KI den Menschen bei bestimmten Tätigkeiten unterstützen kann, welche Chancen, aber auch welche Risiken damit einhergehen können. Doch was meinen wir überhaupt damit, wenn wir von Künstlicher Intelligenz sprechen?
Künstliche Intelligenz ist ein Gebiet in der Informatik, das sich mit der Frage befasst, ob und wie Maschinen lernen und das Gelernte anwenden können. Indem sie anhand des Erlernten bestimmte Probleme lösen und dabei mehr oder weniger selbstständig aus Fehlern lernen und diese zukünftig vermeiden, imitieren diese Maschinen menschliches „intelligentes“ Verhalten.
Starke vs. schwache KI
Grundsätzlich wird zwischen starker und schwacher KI unterschieden. Eine starke KI entspräche einem kognitiven System, das auf Augenhöhe mit dem Menschen komplexe Probleme selbstständig lösen könnte – bisher eine rein theoretische Überlegung. Bei allen heute gängigen Programmen und Tools, die KI-basiert arbeiten, handelt es sich also um schwache KI.
Schwache oder auch „methodische" KI ist darauf ausgelegt, spezifische Anwendungsprobleme zu lösen und dadurch Menschen zu unterstützen. Schwache KI simuliert „intelligentes“ Verhalten mit Hilfe der Mathematik und der Informatik. Heutige KI-Technologie entspricht einer Limited Memory KI. Das bedeutet, dass sie in der Vergangenheit gesammelte Informationen auf neue Situationen anwenden kann. Beispiele dafür sind selbstfahrende Autos, Sprachmodelle wie ChatGPT und auch ein nutzerspezifisch generierter Social-Media-Feed.
Vorteile und Nachteile von KI im Bauwesen
Zu den größten Vorteilen beim Einsatz von KI im Bauwesen zählt wohl wie bei den meisten digitalen Tools die Zeitersparnis. Berechnungen, Pläne und Entwürfe können schneller erstellt werden, sodass Aufgaben effizienter erledigt und mehr Projekte in kürzerer Zeit umgesetzt werden können. Bei großen Projekten, beispielsweise im Bereich der Stadtplanung, kann die KI außerdem dabei helfen, den Überblick über sämtliche Faktoren zu behalten.
Der Einsatz von KI kommt jedoch nicht gänzlich ohne Hürden aus. Zum einen wäre da die insbesondere in Deutschland hohe Anforderung an die Datensicherheit. Weltweit ist der Einsatz von KI im Bauwesen auch deswegen bereits weiter verbreitet, da diese Hürde oft niedriger ist. Zum anderen kommt auch KI nicht ohne einen Experten aus, der sowohl versteht, wie sie funktioniert, als auch mögliche Fehler entdeckt, die KI-Programme nach wie vor machen.
Vorteile von KI im Bauwesen | Nachteile von KI im Bauwesen |
---|---|
Effizienzsteigerung durch schnellere Planung, generatives Design und automatisierte Datenverwaltung | Hohe Anforderungen an die Datensicherheit (besonders in Deutschland) |
Kostensenkung durch Automatisierung, Fehlervermeidung und präzise Kostenprognosen | Rechtliche Zusammenhänge können sehr komplex ausfallen |
Höhere Qualität durch Überwachung, Qualitätssicherung und eine maschinelle Fehleranalyse | Erfordert ein hohes Maß an ethischer Verantwortung |
Mehr Nachhaltigkeit dank besserer und schnellerer Berechnungen von Nachhaltigkeit und Einsparungspotenzialen | Erfordert unter Umständen Kontrolle durch Verantwortliche |
Beispiele für den Einsatz von KI im Bauwesen
Wer schon länger in der Baubranche tätig ist und ein grundsätzliches Verständnis von Künstlicher Intelligenz hat, dem werden auf Anhieb einige Anwendungsfälle für KI im Bauwesen einfallen. Angefangen bei den ersten Entwürfen und der Planung von Gebäuden kann KI auf mögliche Planungsfehler hinweisen und alternative Vorschläge machen.
Dabei ist es vor allem sinnvoll, das Building Information Modeling (BIM) mit Hilfe einer KI zu unterstützen, sodass die Datenanalyse beschleunigt wird. Durch generatives Design kann anhand realer Daten das optimale Gebäudedesign automatisch ermittelt werden. Der Platzhirsch im Bereich CAD- und BIM-Software Autodesk bietet bereits eine Erweiterung mit generativem Design für Autodesk Fusion an. Auch ist es mit KI möglich, wesentlich mehr Szenarien und Alternativen zu testen als ohne.
Selbstverständlich können KI-Tools aber auch beim Projektmanagement, der Bauausführung, der Bauüberwachung und vielem mehr unterstützen. Einige Softwares haben wir mit Anwendungsfällen unten aufgelistet. Letztlich kann festgehalten werden: Überall, wo viele Daten anfallen, die kontrolliert und interpretiert werden müssen, kann es hilfreich sein, KI-Technologie zu nutzen.
Welche KI-Tools für das Bauwesen gibt es?
Im Folgenden haben wir einige gängige KI-Programme für das Bauwesen, die sich am Markt bereits etabliert haben, aufgeführt. Bei der Auswahl haben wir uns darum bemüht, Lösungen für verschiedene Anwendungsbereiche aus den jeweiligen Phasen des Bauprozesses aufzuzeigen.
Selbstverständlich gibt es noch wesentlich mehr KI-Tools für das Bauwesen, die noch weitere Vorteile bringen können. Die folgende Liste ist daher als Anregung zu verstehen und soll zeigen, welche Arbeitsschritte im Bauprozess heute schon KI-gestützt verbessert werden können.
Software | Einsatzgebiet | Kurzbeschreibung |
---|---|---|
aurivus | Planung & Modellierung | Erstellt BIM-Modelle anhand von 3D-Laserscans eines Gebäudes; CAD-Export ebenfalls möglich |
Procore | Baumanagement | Umfassende Baumanagement-Plattform mit KI-gestützten Funktionen für Projektmanagement, Ressourcenplanung und Kommunikation |
ALICE | Planung & Optimierung | Optimiert Bauzeitenpläne anhand von MS-Project- und Oracle-Primavera-Zeitplänen oder BIM-Modellen |
viAct | Baustellenüberwachung | Analysiert Baustellen-Videos KI-gestützt in Echtzeit, um potenzielle Sicherheitsprobleme und Risiken zu identifizieren und zu melden |
Autodesk Insight | Optimierung (u. a.) | KI-gestützte Entwürfe nachhaltiger und energieeffizienter Gebäude. Analysiert Designoptionen und gibt Feedback |
BauGPT | Generelle Assistenz | KI-Assistent für den Bausektor Deutschland; kennt Bauvorschriften, Gesetze und technische Standards und kann als Sprachmodell unterstützen |
aurivus
aurivus ist eine KI-basierte Software zur Erstellung von BIM-Modellen. Die Besonderheit der Software liegt darin, dass sie 3D-Laserscans automatisch in BIM-Modelle umwandeln kann. Die durch den Laserscan generierte Punktwolke kann binnen weniger Minuten in realitätsnahen 3D-Gebäudemodellen zusammengefasst werden – was stundenlange bauzeichnerische Arbeit erspart!
Der Ursprung von aurivus liegt in der Forschung zu autonom fahrenden Autos, bei der die Umgebungserfassung per Laserscan ebenfalls eine große Rolle spielt. Schließlich wurde die KI darauf trainiert, 3D-Laserscans von Gebäuden zu durchsuchen und in wenigen Objekten zusammenzufassen. Mittlerweile kann aurivus vielfältig im Bereich Konstruktion und Bau eingesetzt werden.
aurivus – Wichtigste Informationen
- Software zur Erstellung von BIM
- Wandelt 3D-Laserscans in BIM-Modelle um
- Fasst Gebäude in wenigen Objekten zusammen
- Für Konstruktion und Bau gleichermaßen geeignet
Anzahl User: +1000 (eigene Angabe)
Preis: Auf Anfrage
Kostenlose Testversion: Nein
(Alle Angaben ohne Gewähr. Stand: März 2025)
Procore
Bei Procore handelt es sich um eine Baumanagement-Plattform, die verschiedene KI-gestützte Funktionen für Projektmanagement, Ressourcenplanung und Kommunikation anbietet. Procore zielt darauf ab, Entscheidungen datenbasiert zu treffen und so die Effizienz von Bauprojekten zu steigern und Fehler zu vermeiden. In Procore lassen sich alle wichtigen Schritte des Bauprozesses managen: Von der Bauplanung mit BIM über das Projektmanagement in der Ausführung bis hin zur Ressourcenverwaltung und dem Finanzmanagement.
Dabei können Termine geplant, Aufgaben verteilt und sogar Analyse-Berichte ganz einfach erstellt werden. KI kommt in Procore vor allem bei Managementaufgaben wie Terminplanung und der Budgetierung zum Einsatz. Insbesondere bei der Datenanalyse können durch den Einsatz Künstlicher Intelligenz potenzielle Probleme identifiziert und verhindert werden.
Procore – Wichtigste Informationen
- Baumanagement-Plattform
- Vereinfacht Projektmanagement, Ressourcenplanung und Kommunikation
- Datenbasierte Entscheidungshilfe
- Besonders für Managementaufgaben geeignet
Anzahl User: ca. 17.000 Unternehmen
Preis: Auf Anfrage
Kostenlose Testversion: Nein (kostenlose Demo)
(Alle Angaben ohne Gewähr. Stand: März 2025)
ALICE
ALICE ist eine KI-gestützte Software für die Optimierung von Bauzeitenplänen. Grundsätzlich bietet ALICE zwei Produkte an: ALICE Core verbessert die Terminierung der Bauausführung auf Basis von Microsoft Project- oder Oracle Primavera-Zeitplänen. Diese werden dafür einfach im .xer-, .xml-, .xlsx- oder .csv-Format hochgeladen, von ALICE Logikprüfungen unterzogen oder in Was-wäre-wenn-Szenarien verglichen und können anhand der gefundenen Schwachstellen optimiert werden.
In ALICE Pro funktioniert die Optimierung sogar anhand von BIM-Modellen. Diese können zum Beispiel in den Formaten Autodesk Revit (RVT) und Navisworks (NWC/NWD) hochgeladen werden und ALICE Pro analysiert die Zeit- und Ressourcen-Angaben, findet Schwachstellen und Optimierungspotenziale. Dabei ist ALICE so programmiert, dass es die effizienteste Reihenfolge für Arbeitsaufgaben und den sparsamsten Einsatz von Ressourcen findet.
ALICE – Wichtigste Informationen
- KI-gestützte Analyse von Bauzeitenplänen
- ALICE Core: Analysen auf Basis von MS Project oder Oracle Primavera
- ALICE Pro: Analysen auf Basis von BIM-Modellen (Autodesk Revit / Narisworks)
- Gestaltet Bauzeitenpläne effizient und ressourcenschonend
Anzahl User: Unbekannt
Preis: Auf Anfrage
Kostenlose Testversion: Nein (kostenlose Demo)
(Alle Angaben ohne Gewähr. Stand: März 2025)
viAct
Bei dem Programm viAct handelt es sich um eine Baumanagement-Software auf Basis von KI-Videoanalysen. viAct kann über Aufnahmen von der Baustelle potenzielle Gefahrenquellen frühzeitig erkennen, Verstöße gegen die Benutzungsverordnung von Persönlicher Schutzausrüstung (PSA) melden und das Flottenmanagement auf der Baustelle in Echtzeit unterstützen.
Die Software viAct soll vor allem die menschliche Überwachung unterstützen und Fehler durch Unaufmerksamkeiten vorbeugen. Sollte es auf der Baustelle zu Gefahrensituationen durch unzureichende Sicherheitsvorkehrungen kommen, etwa durch das Arbeiten in großer Höhe oder engen Räumen, meldet die KI dies in Echtzeit den Projektverantwortlichen.
viAct – Wichtigste Informationen
- KI-Videoanalyse von Baustellen
- Erkennt Gefahrenquellen, Verstöße und Fahrzeuge
- Unterstützt die menschliche Baustellenüberwachung
- Echtzeit-Benachrichtigung möglich
Anzahl User: Unbekannt
Preis: Auf Anfrage
Kostenlose Testversion: 14-Tage (vorab Demo notwendig)
(Alle Angaben ohne Gewähr. Stand: März 2025)
Autodesk Insight
Autodesk Insight unterstützt Architekten und Planer bei der Ermittlung der Gesamtemission von Gebäudeentwürfen und trägt so zu mehr Nachhaltigkeit im Bausektor bei. Die Software kann sowohl eingebettete als auch operative Emissionen abbilden und verschiedene Szenarien zur Emissionsreduktion simulieren. Dadurch wird es mit Autodesk Insights auch einfacher, Vorgaben zur CO2-Bilanz einzuhalten und so die Emissionsrate deutlich zu senken.
Die Software berücksichtigt HLK-Systeme, Form und Ausrichtung des Gebäudes, Hüllendesign, Materialien, Beleuchtung und elektrische Lasten, sodass Planer und Architekten eine gesamtheitliche Vorstellung von den Emissionswerten bekommen und auf dieser Basis sinnvolle Gegenentwürfe designen können. Autodesk Insight ist als Teil der Autodesk Architecture, Engineering & Construction Collection oder im Lieferumfang von Revit erhältlich.
Autodesk Insight – Wichtigste Informationen
- Ermittelt erwartbare Gesamtemission anhand von Gebäudeentwürfen
- Berücksichtigt HLK-Systeme, Material, Beleuchtung uvm.
- Verschiedene Szenarien abbildbar
- Visualisierung der CO2-Bilanz sowie Metriken zur Reduzierung
Anzahl User: Mehrere Millionen (Autodesk insg.)
Preis: Teil der Architecture, Engineering & Construction Collection oder Revit
Kostenlose Testversion: Nein
(Alle Angaben ohne Gewähr. Stand: März 2025)
Kostenlose KI: BauGPT
BauGPT ist der KI-Assistent der Firma Crafthunt. Das Sprachmodell, im Englischen auch als „generative pre-trained transformer“ (GPT) bezeichnet, wurde auf den Bausektor in Deutschland spezialisiert und kann umfangreiches Wissen über Bauvorschriften, Gesetze und technischen Standards in Sekundenschnelle abrufen. BauGPT funktioniert dabei genau wie sein berühmtes Vorbild ChatGPT ähnlich wie ein Kurznachrichtendienst.
Über den Browser kann BauGPT kostenlos aufgerufen werden. Stellt man der KI eine Frage oder erläutert ein spezifisches Problem innerhalb eines Bauprojekts, antwortet das Sprachmodell gemäß spezifischer Standards, gibt Tipps und kann sogar Beispiele von ähnlichen Fällen recherchieren, teilweise sogar anhand von Urteilen oder Gerichtsakten.
Außerdem kann BauGPT bei den gleichen Aufgaben helfen wie andere Sprachmodelle (ChatGPT, Perplexity, Gemini) auch: Verwaltung von Projektdaten, Überwachung von Arbeitszeit und Gerätestunden oder der Vergleich von Kalkulationsdaten ist möglich, sofern diese Infos der KI zur Verfügung gestellt werden. Bei solchen Aufgaben empfiehlt es sich jedoch, ein zentrales Projektmanagement-Programm zu nutzen, das Informationen bündeln und ebenfalls übersichtlich darstellen und vergleichen kann.
Herausforderungen bei der Implementierung von KI
Herausforderungen bei der Implementierung von KI auf der Baustelle und im Bauunternehmen sind zunächst einmal die gleichen wie bei jedem anderen Werkzeug auch: Man muss sich damit auseinandersetzen und jemand muss es bedienen können. KI-Tools lassen sich nicht binnen einiger Tage implementieren, oft kann es sogar einige Wochen dauern, bis Anwender und KI-Programm richtig aufeinander eingespielt sind.
Ein weiterer wichtiger Punkt, der oft vergessen wird, ist die Einhaltung der DSGVO. Insbesondere Personendaten, beispielsweise von Kunden oder Mitarbeitern, stehen in Deutschland unter besonderem Schutz. Es sollte darauf geachtet werden, sensible Daten nicht ohne Weiteres an ein KI-Programm weiterzugeben.
Ebenfalls sollte vor Einsatz einer KI geklärt werden, wer im Schadensfall haftet, bei welchen Leistungen die KI zum Einsatz kommt und wem mögliche KI-generierte Produkte gehören, da sie nicht automatisch dem Urheberrecht unterliegen. Wird bei einem Bauprojekt also auf KI-Tools zurückgegriffen und werden möglicherweise sogar weitreichende Entscheidungen auf Basis der KI getroffen, sollten diese Fragen unbedingt vorab geklärt und am besten vertraglich geregelt werden. KI kann ein nützlicher Helfer sein, die Entscheidungshoheit hat jedoch letzten Endes immer der Mensch.
Fazit: Wie sinnvoll ist KI im Bauwesen?
Mittlerweile lautet die Frage nicht mehr, ob KI im Bauwesen eingesetzt werden sollte, sondern welche KI-Technologie den größten Mehrwert bietet. Weltweit kommt KI bereits jeden Tag bei Bauprojekten zum Einsatz – und das mit großem Erfolg! Die Baubranche steht aktuell vor großen Herausforderungen, die nicht von heute auf morgen bewältigt werden können. KI-gestützte Programme und intelligente Software können jedoch ein Schlüssel bei der Bewältigung dieser Herausforderungen sein.
Mithilfe von KI kann Bauen zukünftig effizienter, schneller, sicherer, günstiger und nachhaltiger werden. Dafür braucht es jedoch nicht zuletzt Menschen, die mit solchen KI-Tools arbeiten können und gleichzeitig Experten in ihrem Fachgebiet sind und erkennen, wenn die KI einen Fehler macht. Insofern ist davon auszugehen, dass auch die verschiedenen Berufsfelder im Bauwesen zukünftig breiter und diverser in ihren jeweiligen Aufgaben aufgestellt sein werden.

HERO: Handwerker Software für Profis