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AZUBIS DER GOLDSCHMIEDE SILVER & GOLD UND MACHART ÜBER IHR HANDWERK

Faszination Goldschmiedekunst: Azubis berichten über ihre Ausbildung

Lea Oltersdorf  | 12.02.2025

Was muss man eigentlich alles lernen, wenn man Goldschmied*in werden möchte? Und was sagen junge Menschen selbst über die Ausbildung in diesem Handwerk? Wirf mit HERO einen Blick hinter die Kulissen der Goldschmieden Silver & Gold und MachArt und lerne dieses Traditionshandwerk hautnah kennen!

Bild: Farbsteinkette vom Goldschmied
Einzigartige Farbsteinkette gefertigt in der Meistergoldschmiede Silver & Gold in Hannovers Altstadt.

Aktuelle Entwicklungen zur Ausbildung in Deutschland

Mittlerweile gibt es in Deutschland immer weniger Auszubildende und immer mehr Studierende. Während die Zahl der Azubis in den letzten 25 Jahren um knapp ein Drittel zurückgegangen ist (von 1,7 auf 1,2 Millionen Azubis), ist die Zahl der Studierenden um eine ganze Million Menschen deutlich angestiegen (von 1,9 auf 2,9 Millionen Studierende)1. Noch vor zehn Jahren verzeichneten Ausbildungsbetriebe im Durchschnitt deutlich mehr Bewerbungen als Ausbildungsplätze derzeit bleiben über 100.000 Plätze in Deutschland unbesetzt.2 Immer mehr Betriebe ergreifen daher die Initiative, um Ausbildungsplätze attraktiver zu gestalten. Von flacheren Hierarchien (60 %) über finanzielle Anreize (42 %) bis hin zu moderner Technik (49 %), optimieren befragte Betriebe ihre Angebote, um Ausbildungsplätze besser zu besetzen.3

Diesen Negativtrend in der Nachwuchskräftegewinnung verzeichnet auch das Goldschmiedehandwerk. Von 815 Ausbildungsverträgen im Jahr 2010 bleiben aktuell mit 450 Verträgen noch etwas mehr als die Hälfte übrig.4 Zahlreiche Werkstätten und Geschäfte schließen, Bewerbungen von jungen Menschen bleiben aus und auch Berufsschulen leiden ausbilderseitig unter dem Fachkräftemangel. Und wie zeigt sich diese Entwicklung in der Praxis? Wir waren in den Meisterbetrieben Silver & Gold und MachArt aus Hannover und haben nachfragt. Die zusammengehörenden Betriebe bilden unter der Leitung von Anja Fennekohl Goldschmiede und Goldschmiedinnen aus und gehören zu den wenigen Ausbildungsbetrieben für das Goldschmiedehandwerk in Hannover.

Nachwuchsgewinnung im Goldschmiedehandwerk

„Qualifizierte Handwerkerinnen und Handwerker [sind] ein knappes Gut“, warnt das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz eindringlich.5 Doch wie kommt es zu dieser Entwicklung und wie nehmen Azubis ihre Ausbildung und den Arbeitsalltag im Handwerk tatsächlich war? Victoria und Jos, Auszubildende in den Meisterbetrieben Silver & Gold und MachArt, geben uns Einblicke in die Goldschmiedeausbildung.

Im Gegensatz zu vielen anderen Betrieben freut sich Inhaberin und Goldschmiedemeisterin Anja Fennekohl nach wie vor über Bewerbungen und hat keine Probleme, ihre Ausbildungsplätze mit Interessenten zu besetzen. Tauche mit HERO in die Welt der Goldschmiedekunst ein und erfahre hier alles über den Ausbildungsalltag, die Vielfalt an Aufgaben und die Stolpersteine, die auch erfolgreichen Ausbildungsbetrieben in den Weg gelegt werden.

Besuch der Goldschmiede Silver & Gold in Hannover

Was kommt nach dem Weihnachtsgeschäft? Richtig das Nachweihnachtsgeschäft! Und in genau diesem Neujahrestrubel haben wir die Goldschmiede Silver & Gold besucht, um das Goldschmiedehandwerk einmal so richtig kennenzulernen. Umgeben von Vitrinen mit hochwertigen Schmuckstücken, einer Vielzahl an Werkzeugen und einer Fülle an wertvollen Materialien fertigt das siebenköpfige Team unter der Leitung von Anja Fennekohl edlen Schmuck. „Geht nicht, gibt’s nicht!“, erklärt die Goldschmiedemeisterin das Motto ihres Unternehmens und macht schnell deutlich, dass sie in ihrem Traditionsbetrieb größten Wert darauf legt, jeden Kundenwunsch zu erfüllen.

Bereits seit 25 Jahren ist Anja Fennekohl erfolgreiche Inhaberin der Traditionsgoldschmiede Silver & Gold und übernimmt im Jahr 2023 auch ihren zweiten Betrieb MachArt. Dazu kommen 15 Jahre Erfahrung in der Ausbildung von Goldschmied*innen und aktuell die Ausbildung ihres Sohnes Jos. Mit nur einer Abbrecherin kann Anja Fennekohl eine bemerkenswerte Ausbildungsquote vorweisen und erhält auch von ihren Azubis viel Lob. Für Victoria und Jos sind es vor allem die vielfältigen Aufgaben und die grenzenlose Kreativität, die die Goldschmiedekunst ausmachen. Diese Begeisterung für das Handwerk, die positive Atmosphäre und das respektvolle Miteinander werden vom gesamten Team getragen.

Bild: Werkstatt einer Goldschmiede
Blick in die Werkstatt der Goldschmiede Silver & Gold: Hier schmieden, polieren und gravieren die Goldschmied*innen individuellen Schmuck.

Blick hinter die Kulissen der Ausbildung

Victoria (28) und Jos (23) absolvieren aktuell die Ausbildung zum/r Goldschmied/in in Hannover. Beide haben bereits Erfahrungen in anderen Berufen sammeln können und sind sich heute umso sicherer, im richtigen Beruf angekommen zu sein. Während Jos zuvor den Beruf des Kochs erlernt hat und sich in der Küche bereits in der filigranen Gestaltung seiner Teller üben konnte, hat sich Victoria in ihrem Studium der Geowissenschaften mit Gesteinen und Mineralien in ungeschliffener Form beschäftigt. Heute sind die beiden im dritten Lehrjahr ihrer praxisorientierten Ausbildung und werden bald ihr Gesellenstück planen. Derzeit perfektionieren sie aber noch ihre Fertigkeiten in der Herstellung von Fassungen. Runde, eckige, konische und gefeilte Zargenfassungen stellen die beiden Azubis aus 925er Silber her, um sich auf ihre bevorstehende Fassschulung vorzubereiten.

Man merkt schnell, dass Victoria und Jos für ihr Handwerk brennen und mit Begeisterung von ihren Aufgaben erzählen. „Ich wollte eigentlich schon immer Goldschmiedin werden“, erzählt Victoria, der besonders das filigrane Arbeiten mit Edelmetallen liegt. Jos dagegen beherrscht vor allem das Schmieden und den Umgang mit anspruchsvoller Kundschaft. Auch bei Ungeduld auf Kundenseite bleiben die beiden Azubis ruhig und beraten Kund*innen professionell, um die Umsetzung individueller Schmuckwünsche zu ermöglichen. In der Berufsschule hingegen befassen sie sich am liebsten mit Praxistheorie und Zeichenunterricht und müssen auch die Chemie und Physik erlernen, die das Goldschmiedehandwerk mit sich bringt. Inwieweit es sinnvoll ist, Physik bis ins allerkleinste Detail zu vermitteln, wird hier jedoch deutlich hinterfragt: Anja Fennekohl weist darauf hin, dass sich der Fachkräftemangel im Handwerk auch in der Gestaltung des praxisfernen Berufsschulunterrichts widerspiegelt. „Für mich ist das ein Grund, nicht weiter auszubilden“, betont die Goldschmiedemeisterin energisch im Gespräch über aktuelle Lehrpläne. Umso wertvoller ist es, dass Victoria und Jos in ihrer Ausbildung bei Silver & Gold von jahrzehntelanger, fundierter Praxiserfahrung profitieren.

Title: Übungsplatte für Goldschmiede
An Metallplatten üben Victoria und Jos, wie man gerade, zackige und Wellenlinien sägt, um Schmuck später detailgenau anfertigen zu können.

Was zeichnet die beiden hannoverschen Goldschmieden aus?

„Spannende Projekte, aufregende Kundenanfragen und eine sehr gute Ausbildungsqualität!“, meinen Victoria, Jos und Anja. Sie finden reichlich positive Worte für ihr Handwerk und vermissen die Zeiten, in denen man „wie unter einer Käseglocke stundenlang konzentriert an einem Projekt arbeiten konnte“, so Anja und Jos. Dass sich beide Azubis so wohlfühlen und ihre Ausbildung ohne zu zögern weiterempfehlen, liegt auch am modernen Betriebsklima. Während sich Anja Fennekohl an eine sehr strenge Ausbildung erinnert, gestaltet sie diese für ihre Azubis heute anders. „Wir begegnen uns hier mehr auf Augenhöhe, duzen uns und versuchen, eine lockere Atmosphäre zu schaffen – der Druck kommt von ganz allein“, sagt Anja. „Vor allem, wenn man häufig durch neugierige Kunden unterbrochen wird“, lacht Jos.

Umso schöner ist es, wenn sie dann die Zeit finden, kreative Kundenwünsche und Unikate umzusetzen. Trauringe mit Laserschwertern, eine aufwendige Farbsteinkette (s.o.) oder ein einzigartiger Tansanitring sind in der hannoveraner Goldschmiede schon entstanden. Als einer der wenigen Betriebe führen sie auch Reparaturen durch und bieten Umarbeitungen und Altgoldverarbeitungen an. Besonders ist auch das Meisterstück von Anja Fennekohl: Ein Wendegürtel im Schlangenmuster mit filigranen Drachenfiguren und einem Halbkaräter zeigen das Können der Goldschmiedemeisterin (zu sehen bei Silver & Gold in Hannover). Victoria und Jos lernen in der Werkstatt also von Meisterhand, wie man am besten sägt, feilt, schmiedet, fasst und graviert, um ihr Repertoire als Goldschmied*in zu perfektionieren.

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Reality Check: Ausbildung & Beruf als Goldschmied

Das Interesse an feinem Schmuck, edlen Rohmaterialien und intensiver Detailarbeit steht im Goldschmiedehandwerk im Fokus. Diese Ausbildung fordert besonders die Konzentrationsfähigkeit, kreatives Denken und die Bereitschaft, sich neben dem Handwerk auch um Kund*innen und ggf. um anfallende Büroarbeit zu kümmern. Die Azubis verbringen viel Zeit mit praktischen Aufgaben im Betrieb und besuchen zusätzlich eine Berufsschule. Für den schulischen Teil der Ausbildung fahren Azubis aus Hannover nach Osnabrück, um dort u.a. in Fachtheorie, Zeichenunterricht und Physik alles über die theoretische Seite des Goldschmiedehandwerks zu lernen.

Im Arbeitsalltag sieht dann jeder Tag anders aus – je nach Betrieb, Kundenaufkommen und Erfahrungen ergeben sich die To-Do’s. Silver & Gold ist ein Betrieb, der bestrebt ist, auch ganz individuelle Kundenwünsche umzusetzen. Hier warten also auch Aufgaben, bei denen erst überlegt und getüftelt werden muss, wie ein bestimmter Kundenwunsch umgesetzt werden kann. Diese Aufgabenvielfalt ist jedoch von Betrieb zu Betrieb unterschiedlich so kann der Schwerpunkt zum Beispiel auch auf der Herstellung von Trauringen oder Halsketten liegen und eine geringere Produktpalette aufweisen. Abschließend erklärt Ausbilderin Anja Fennekohl, dass Gesellen und Meister von ihrer Arbeit im Goldschmiedehandwerk gut leben können, aber „reich werden wir mit diesem Beruf nicht“. Ehrgeizige junge Goldschmied*innen haben jedoch die Möglichkeit, sich schon mit ihrem Gesellenbrief selbstständig zu machen und ihren Erfolg früh selbst in die Hand zu nehmen.

Bild: Goldschmied schmilzt Silber
Auszubildener Jos zeigt uns, wie Silber zur Weiterverarbeitung in der Werkstatt geschmolzen wird.

Passt die Ausbildung zum Goldschmied zu dir?

Du bist dir noch nicht ganz sicher, ob die Ausbildung zum/r Goldschmied/in wirklich zu dir passt? Kein Problem! Einige Ausbildungsbetriebe bieten Praktika an, in denen du erste Praxiserfahrungen sammeln kannst, um selbst herauszufinden, ob du dich für diese Ausbildung bewerben möchtest. Auch bei Silver & Gold in Hannover hast du die Möglichkeit ein 2-3-wöchiges Praktikum zu absolvieren, wenn du vorhast, dich für eine Ausbildung im Goldschmiedehandwerk zu bewerben. Hier im HERO-Check findest du zur besseren Orientierung eine grundlegende Job-Checkliste:

  • Filigrane Arbeit: Du arbeitest an filigranen Schmuckstücken und wirst mit viel Geduld zum/r Expert/in für die Detailarbeit.
  • Kreative Aufgaben: Ringe, Ketten, Anhänger, Ohrringe, Armbänder und viele weitere Objekte gestaltest du nach eigenen Ideen oder individuellen Kundenwünschen.
  • Werkstatt & Kundenberatung: Du fertigst die Schmuckstücke in der Werkstatt an und berätst deine Kunden professionell im Geschäft.
  • Einzelarbeit & Teamgeist: Deinen Schmuck stellst du selbstständig her und wirst dabei von deinem erfahrenen Team beraten und unterstützt.

Fazit: Die Zukunft der Goldschmiedeausbildung

Ausbildungsbetriebe haben es nicht immer leicht: Fehlende Bewerber*innen, sinkende Qualität der Berufsschulen und hohe Ausbildungskosten. Hinzu kommen immer mehr Menschen, die lieber studieren möchten oder Jugendliche, die nach der Schule gar nicht wissen, was sie alles machen können. Bund, Länder und Betriebe arbeiten deshalb kontinuierlich daran, die Begeisterung für Ausbildungsberufe und das Handwerk wieder zu wecken. „Deutschland braucht Fachkräfte, sie sind unsere wichtigste Ressource, deshalb können wir es uns nicht leisten, beim Übergang von Schule zu Ausbildung und Beruf junge Menschen zu verlieren“, betont Bildungsministerin Dr. Stefanie Hubig anlässlich der Verabschiedung des neuen Berufsvalidierungs- und -digitalisierungsgesetzes (BVaDiG), das Menschen den Einstieg ins Berufsleben erleichtern soll.6

Bei Victoria und Jos musste diese Begeisterung für den Beruf nicht erst geweckt werden. Sie hatten schon immer großes Interesse am Handwerk und haben sich bewusst und für den Beruf des Goldschmieds entschieden. Jeden Tag lernen sie mehr über die Kunst der Schmuckherstellung aus edlen Materialien und strahlen aus, dass sie ihre Berufung im Handwerk gefunden haben. Gemeinsam mit ihrer Ausbilderin Anja Fennekohl leisten sie damit einen wertvollen Beitrag zur Fachkräftesicherung und legen schon heute den Grundstein für das Goldschmiedehandwerk der Zukunft.

Bild: Schmuck vom Goldschmied
Schon seit 1945 wird hier Unikatschmuck hergestellt: Auswahl edlen Schmuckes der Goldschmiede Silver & Gold.

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