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Baustoff-Mangel plagt das Handwerk Anfang 2021

HERO Redaktion  | 07.05.2021

Akuter Baustoff-Mangel: Seit Beginn des Jahres 2021 explodieren die Rohstoffpreise und die Baustofflager leeren sich. Gewerke, die Holz verarbeiten, sind besonders betroffen, aber auch Kunststoffe, Dämmstoffe und Stahl werden knapp. Einige Dachdecker und Tischler müssen bereits Aufträge absagen oder verschieben. Hier erfährst du mehr dazu, welche Baustoffe knapp sind und warum. Außerdem geben wir eine Einschätzung dazu, wie es ab Herbst 2021 weitergehen wird.

Bild: Schreiner bei der Arbeit
Wird hier gerade das letzte Holz verbaut? Der Baustoff Holz ist so knapp wie nie | © Leszek Glasner / shutterstock.com

Status quo: Aktuelle Lage im Mai 2021

Zurzeit schlagen viele Handwerksbetriebe Alarm, weil ihnen das Material ausgeht. Die Auftragsbücher sind voll, trotzdem müssen einige Betriebe ihre Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken, weil Baustoffe Mangelware sind. Die Lager der Händler leeren sich immer weiter und ein Materialnachschub ist nicht abzusehen.

Insbesondere Holz und Holzfaserdämmstoffe sind knapp und teuer geworden. Zurzeit liegt die Wartezeit für Holz bei bis zu zwanzig Wochen. Viele Artikel sind gar nicht mehr zu bekommen und bei den Artikeln, die es noch gibt, ist eine Preissteigerung von teilweise über 100% zu beobachten. Holz wird momentan wie Gold oder Öl zu Tagespreisen gehandelt und erschwert die Kalkulation für Handwerker enorm. Einige Tischler- und Dachdeckerbetriebe müssen schon Bauvorhaben stoppen.

Aber auch Kunststoffrohre, Stahl und Dämmstoffe werden langsam knapp. Bei den meisten Dämmstoffen liegt die Lieferzeit im Moment bei circa sechs Wochen, bei Stahl sind es aktuell etwa 12 Wochen. Sehr viele Betriebe haben derartige Preissteigerungen und Lieferengpässe in über 20 Jahren Selbstständigkeit noch nicht erlebt.

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Quelle: YouTube / Tagesschau

Baustoff-Mangel führt zu Preissteigerungen

In der ersten Phase der Corona Pandemie wurde die Baustoff-Produktion nahezu weltweit heruntergefahren. Als die Konjunktur gegen Ende 2020 aber wieder anstieg, stieg die Nachfrage schneller, als die Produktion hinterherkam. Ergebnis war eine globale Baustoff-Knappheit. Diese Knappheit von Baustoffen sorgt für erhebliche Preissteigerungen. Die Produzenten bzw. Importeure geben die Preise an die Händler weiter und diese wiederum an die Handwerksbetriebe. Vielen Handwerkern bleibt keine andere Wahl, als die Erhöhung der Preise an die Kunden weiterzugeben.

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Übersicht: Diese Baustoffe werden teurer

BaustoffVerknappungAufpreis
HolzJa, weil viel heimisches Holz nach China und in die USA exportiert wird, außerdem Schäden am inländischen und ausländischen (Kanada) BaumbestandTeilweise über 100% Preissteigerung
Dämmstoffe (z.B. Mineralfaser, EPS, PUR)Ja, weil eine große deutsche Produktionsanlage ausgefallen ist und wegen Corona weniger produziert wurdeBis zu 50% Preissteigerung
StahlJa, weil Corona bedingt weniger produziert wurde und zu viel exportiert wird20 - 25% Preissteigerung

Holz und Holzwerkstoffe wie OSB-Platten oder Dämmplatten sind aus mehreren Gründen besonders betroffen. Zu nennen sind hier zum Einen die starke Nachfrage in den USA und China, zum anderen aber auch Schäden am inländischen und ausländischen Baumbestand aufgrund einer Borkenkäferplage.

Daneben sind Dämmstoffe und Stahlprodukte betroffen. Aber auch Mineralölerzeugnisse, Trockenbauprofile und Styropor werden mittlerweile knapp. Auch hier sind der weltweite Bauboom und unzureichende Produktion als Ursachen zu nennen. Im Detail gehen wir auf die Hintergründe im nächsten Abschnitt noch einmal ein.

BaustoffNormale LieferzeitenAktuelle Lieferzeiten
Schnittholz10 ArbeitstageBis zu 20 Wochen
Holzweichfaserdämmung10 ArbeitstageCirca 12 Wochen
XBS-Dämmstoffe5 ArbeitstageCirca 6 Wochen
Stahl5 ArbeitstageCirca 12 Wochen
Mineralwolle7 Arbeitstage10 - 16 Wochen
Gipskarton3 Arbeitstage4 - 6 Wochen

Quellen: Baustoffe Gebhardt Erlangen, Bäthge Baustoffe GmbH & Co. KG

Bild: Dachstuhl aus Holz
Holz ist aktuell besonders schwer zu bekommen. © ronstik / Shutterstock.com

Hintergründe: Warum fehlt es an Material?

Die Gründe für den Baustoff-Mangel sind vielfältig. Die Corona-Pandemie hat sicher dazu beigetragen, dass der Weltmarkt durcheinander geraten ist, einen Hauptgrund kann man aber kaum nennen. Vielmehr handelt es sich um eine Summe von Faktoren, die zusammenspielen.

Ursachen für die Engpässe beim Holz sind neben der hohen Nachfragen in den USA und China schlechte Holzernten und Schädlingsbefall. Die Preissteigerungen bei Kunststoffen und Dämmmaterial hängen laut Arbeitgeberverband Bau darüber hinaus mit den gestiegenen Ölpreisen zusammen. Bei Kunststoff hat außerdem ein Fehler in einem deutschen BASF-Werk dazu geführt, dass ein wichtiger Grundstoff für Kunststoff knapp geworden ist.

Geringere Produktion wegen Corona

Wie bereits erwähnt, hat die Corona-Krise einen großen Teil zum aktuellen Baustoff-Mangel beigetragen. Pandemiebedingt sank die Nachfrage 2020 zunächst stark. Deshalb wurden Produktionskapazitäten heruntergefahren - nicht nur hierzulande, sondern vor allem in China und den USA. Gegen Ende des Jahres 2020 stieg die Nachfrage aber plötzlich global wieder rasant an. Die Hersteller sind mit der Produktion nicht so schnell hinterhergekommen. Mittlerweile produzieren sie wieder mehr, aber der Markt muss sich erst einmal wieder regulieren.

Bauboom in den USA und China

Auch der Bauboom in den USA und China hat in nicht geringem Maß mit dem momentanen Baustoff-Mangel zu tun. Momentan kaufen die USA den Weltmarkt quasi leer. Große Konjunkturprogramme, die Donald Trump auf den Weg gebracht hat, zeigen jetzt ihre Wirkung. Da die USA kein Holz mehr aus Kanada beziehen können, kaufen sie es nun zu hohen Preisen in Europa bzw. Deutschland.

Neben den USA wird der deutsche Markt auch von China leergekauft. Das ist nicht nur wirtschaftlich, sondern auch klimapolitisch sehr problematisch. Unser heimisches Holz wird mit Containerschiffen von einem Kontinent zum anderen verschifft. Dabei entstehen unnötige CO2-Emissionen, außerdem werden gerade viel zu große Mengen an Holz eingeschlagen. Nachhaltige Forstwirtschaft geht anders. Trotzdem will die deutsche Politik von einem Ausfuhrstopp nichts wissen.

Auch in Deutschland wird viel gebaut und saniert

Unabhängig von der hohen Baukonjunktur in China und den USA wird auch in Deutschland viel gebaut und saniert. Diese Entwicklung könnte jetzt aufgrund der Baustoff-Knappheit stagnieren. Besonders problematisch in Hinblick auf den Klimaschutz, denn viele der Aufträge, die abgesagt oder verschoben werden müssen, sind energetische Sanierungen, die zum Klimaschutz beitragen. Insbesondere der Holzbau ist eine wichtige Säule bei der Erreichung der Klimaschutzziele bis 2050, aber ohne Holz, auch kein Klimaschutz.

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Probleme für das deutsche Handwerk

Der Baustoff-Mangel führt zu vielen verschiedenen Problemen im deutschen Handwerk. In erster Linie drohen Umsatzeinbußen bzw. höhere Kosten für die Handwerksbetriebe und letzten Endes oft auch für die Kunden. Projekte müssen teilweise schon abgesagt oder verschoben werden, weil Baumaterial fehlt. Das führt wiederum dazu, dass einige Betriebe ihre Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken müssen, obwohl die Auftragsbücher eigentlich voll sind.

Betriebe können außerdem kaum noch kalkulieren, aktuell können kaum feste Preisangaben gemacht werden, da sich der Markt täglich verändert. Gegebenenfalls müssen Handwerker gegenüber Kunden für Verzugsschäden aufkommen, wenn sie Termine wegen fehlender Materialien nicht einhalten können. Darüber hinaus kann der Klimaschutz durch energetische Sanierungen nicht weiter betrieben werden.

Bild: Ein Haus wird saniert
Die Auftragsbücher sind voll - aber das Baumaterial fehlt. © 2019 Dmitry Melnikov/Shutterstock.com

Rechnungen werden höher als das Angebot

Viele Handwerker werden nicht darum herumkommen, die gestiegenen Preise zumindest teilweise an ihre Kunden weiterzugeben. So wird es wegen Corona eher zur Regel, dass die Rechnungen später höher als das Angebot ausfallen. Wichtig ist, dass du deine Kunden darüber informierst, dass Preise für Baustoffe gestiegen sind und warum. Transparenz ist hierbei entscheidend und zeugt von gutem Service. Du kannst auch versuchen, mit Kunden auch über bestehende Angebote zu verhandeln. Derartige Nachverhandlungen sind rechtlich möglich, allerdings nur auf freiwilliger Basis des Kunden.

Versuche deinen Kunden zu erklären, wie es zu den höheren Preisen und Verzögerungen kommt und dass du leider keinen Einfluss darauf hast, wann die Lager wieder voll sind. Sicher werden das nicht alle Kunden verstehen, aber dir bleibt leider kaum etwas anderes übrig, als an das Verständnis der Kunden zu appellieren.

Aussicht auf Besserung ab Herbst?

Viele Hersteller gehen davon aus, dass sich die Lage in der zweiten Jahreshälfte wieder stabilisiert und es zu weniger Lieferengpässen kommen wird. Die meisten Händler sagen aber auch, dass der Markt zwar wieder in ein Gleichgewicht finden wird, die Preise sich aber vermutlich auf einem relativ hohen Niveau einpendeln werden. Dies sind natürlich nur Prognosen und keine bindenden Aussagen, im Moment ist aber am ehesten davon auszugehen, dass Holz, Stahl und Dämmstoffe ab Herbst 2021 zwar wieder zu bekommen sind, eine kurzfristige Senkung des Preisniveaus ist allerdings eher unwahrscheinlich.

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