Serie: Künstliche Intelligenz im Holzbau – Teil 1

KI im Holzbau: Wie weit ist die Branche bereits?

Michel Vo  | 24.04.2025  | Lesezeit: reading time goes here

Obwohl Künstliche Intelligenz schon heute im Handwerk eingesetzt werden kann, spielt sie im Holzbau noch eine relativ untergeordnete Rolle. Erfahre im ersten Teil unserer Serie über KI im Holzbau, woran das liegt, welche Forschungsprojekte es bereits gibt – und wo KI in Zukunft auch deinen Betrieb unterstützen könnte.

Bild: Künstliche Intelligenz ist 2025 im Holzbau noch nicht weit verbreitet, aber diverse Forschungsinitiativen wollen das schon bald ändern
Künstliche Intelligenz gibt es mittlerweile fast überall – bald auch im Holzbau? | © 2014 Tyler Olson/Shutterstock.com

Zwischen Mythos und Maschine: Was ist KI eigentlich?

Kaum eine Technologie wird aktuell so intensiv diskutiert wie Künstliche Intelligenz (KI), oft auch unter dem englischen Namen Artificial Intelligence (AI) bekannt. Doch obwohl viele darüber reden, verstehen nur wenige, was KI eigentlich kann. Was genau steckt also dahinter? Im Kern versteht man hierunter Systeme, die Aufgaben übernehmen, für die normalerweise menschliche Intelligenz, bzw. menschliches Handelnnötig wäre. Dazu gehören z. B. das Erkennen von Mustern, das Treffen von Entscheidungen oder das Lösen von Problemen. Technisch gesehen basiert KI auf Algorithmen, die aus Daten lernen. Eine Künstliche Intelligenz ist also nicht starr vorprogrammiert, sondern verbessert sich durch jede neue Information: Man spricht dann auch vom sogenannten „maschinellen Lernen“. Dabei erkennt die KI Zusammenhänge, trifft Vorhersagen oder schlägt Lösungen vor – basierend auf zuvor gelernten Beispielen.

Grundsätzlich unterscheidet man zwei Arten von KI: die schwache KI und die starke KI. Die schwache KI ist das, was uns heute in der Praxis begegnet – etwa, wenn ein Computer auf einer CNC-Maschine automatisch den besten Zuschnitt berechnet oder ein Programm Holzfehler auf Bildern erkennt. Diese Systeme simulieren durch mathematische Prozesse lediglich Denkprozesse und sind daher auf eine bestimmte Aufgabe spezialisiert: Sie „denken“ nicht wie ein Mensch, sondern führen nur das aus, wofür sie programmiert oder trainiert wurden.

Die sogenannte starke KI wäre hingegen eine Maschine, die wie ein vollwertiges Lebewesen denkt, fühlt und entscheidet. Solche Systeme existieren heute noch nicht – und ob sie jemals gebaut werden können (oder überhaupt gebaut werden sollten), ist unklar. Für Handwerksbetriebe ist das zum jetzigen Zeitpunkt auch gar nicht entscheidend. Viel wichtiger ist die schwache KI, die bereits heute existiert und eine konkrete Arbeitserleichterung darstellen kann.

Künstliche Intelligenz ist also längst kein Science-Fiction-Traum mehr, sondern schon jetzt ein nützliches Werkzeug – so wie ein Akkuschrauber oder eine Abbundanlage. Richtig eingesetzt, kann KI in Zukunft den Arbeitsalltag im Holzbau spürbar erleichtern.

KI im Handwerk: So wird sie heute schon genutzt

Wenn von Künstlicher Intelligenz die Rede ist, denken viele zuerst an ChatGPT – und das zurecht! Solche generativen Chatbots, zu denen neben ChatGPT etwa Google Gemini, Claude oder DeepSeek gehören, bieten auch für Handwerker praktische Anwendungsmöglichkeiten im Arbeitsalltag. Künstliche Intelligenz kann dich beispielsweise beim Verfassen von E-Mails oder der Recherche zu neuen Produkten und Lösungen unterstützen. Bei der Texterstellung kannst du zusätzlich auf Übersetzungstools wie DeepL zurückgreifen – diese helfen dir, Texte schnell und verständlich in andere Sprachen zu übertragen.

Darüber hinaus gibt es inzwischen eine ganze Reihe an spezialisierten AI-Tools für Handwerksbetriebe. Digitale Bürokräfte wie HalloPetra nehmen etwa Anrufe entgegen, erfassen automatisch Kundendaten und kümmern sich um die Terminvergabe. Andere Tools wie Building Radar analysieren hingegen laufend Bauprojekte und schlagen davon ausgehend potenzielle Ausschreibungen vor, die für deinen Betrieb relevant sein könnten. Willst du mehr darüber erfahren? Wir haben dir eine detaillierte Übersicht über die besten KI-Tools für Handwerker zusammengestellt.

Und auch im Bauwesen sind erste KI-Anwendungen längst Realität. Besonders im Bereich der Planung kommen KI-gestützte CAD-Programme zum Einsatz – etwa um automatische Entwurfsvarianten wie alternative Dachformen oder Raumaufteilungen zu generieren, statische Berechnungen durchzuführen oder Fehler frühzeitig zu erkennen. Mehr Informationen findest du in unserem Blogartikel zu KI-Einsatzmöglichkeiten im Bau.

Zukunftsthema mit Anlaufzeit: Wie verbreitet ist KI im Holzbau?

Aktuell lässt sich noch festhalten: In der Holzbaubranche ist Künstliche Intelligenz derzeit kaum im Einsatz. Während digitale Werkzeuge wie CAD und CNC längst zum Alltag gehören, wird KI in den meisten Zimmereien oder Holzbauunternehmen noch nicht aktiv genutzt. Woran liegt das?

Zum einen fehlt es häufig an den nötigen Voraussetzungen – also an sauber strukturierten, digitalen Daten, die eine KI auswerten kann. Viele Arbeitsprozesse laufen noch analog oder nur teilweise digitalisiert ab. Zum anderen ist der Holzbau stark projektbasiert: Jedes Gebäude ist anders, jedes Detail handwerklich geplant – das erschwert die Entwicklung von KI-Modellen, die aus Mustern lernen sollen.

Anders als bei generalistisch ausgelegten KI-Tools braucht es für den Holzbau also sehr spezifische Trainingsdaten und Fachlogiken. Daher ist die Entwicklung aufwendiger, teurer und langwieriger – auch deshalb gibt es bisher kaum spezialisierte AI-Lösungen für den Holzbau. Hinzu kommen hohe Investitionskosten, fehlendes Know-how und mitunter Vorbehalte im Betrieb.

Dabei ist klar: Das Potenzial ist da! In der Forschung wird längst daran gearbeitet, KI alltagstauglich zu machen. Daher dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis sich Künstliche Intelligenz auch im Holzbau etabliert.

Forschungsprojekte zu KI im Holzbau

Obwohl KI im Holzbau noch nicht weit verbreitet ist, laufen zahlreiche Forschungsprojekte, die das ändern wollen. Drei spannende Beispiele zeigen, wo die Reise hingeht:

  • KI zur Alterungsprognose von Holzhäusern: Das Projekt WAVE (Wood Aging Visualization and Estimation) der Hochschulen Eberswalde & Wildau entwickelt KI-Modelle, welche die Alterung und Verformung von Holzhäusern vorhersagen. Durch maschinelles Lernen werden digitale Zwillinge der Holzhäusererstellt, die Alterungsprozesse realitätsnah abbilden. Ziel ist eine praxisnahe Integration in BIM- und CAD-Anwendungen für nachhaltiges Bauen.
  • KI zur Optimierung von Arbeitsabläufen im Holzbau: Dieses Projekt des Digitalzentrums Chemnitz entwickelt und trainiert ein KI-Modell, welches Tätigkeiten und Positionen von Arbeiter*innen im Holzbau eindeutig erkennt und zuordnet. Ziel ist es, Gefahrenbereiche in der Mensch-Maschine-Interaktion zu identifizieren und Arbeitsabläufe zu optimieren, beispielsweise durch ergonomische Verbesserungen.
  • KI für nachhaltige Bauprozessplanung im Holzbau: Im Rahmen eines Promotionsprojekts an der Universität Stuttgart werden innovative KI-Methoden für die nachhaltige und ressourceneffiziente Planung von Bauprozessen im Holzbau entwickelt. Ziel ist die detaillierte Modellierung und Optimierung von Bauprozessen, um ökologische und ökonomische Kriterien möglichst frühzeitig zu berücksichtigen.

Diese und weitere Projekte beweisen: Schon heute wird aktiv daran gearbeitet, KI in den Alltag von Holzbauern zu integrieren – praxisnah, effizient und anwendungsorientiert.

Der Holzbau von morgen: Mögliche Anwendungsbereiche für Künstliche Intelligenz

Obwohl KI im Holzbau noch nicht flächendeckend eingesetzt wird, zeichnen sich auch anhand solcher Forschungsprojekte bereits heute klare Anwendungspotenziale ab. Die folgende Tabelle zeigt, in welchen Bereichen KI künftig eine Rolle spielen kann:

BereichAnwendungsfälle
Planung & DesignAutomatische Variantenplanung, statische Vorauswertung, Visualisierungen für Kunden mit DALL·E oder Midjourney
BIMMaterialkalkulation, Bauzeitenplanung, Kollisionsprüfung im Modell
MaterialoptimierungZuschnittoptimierung, Verschnittreduktion, intelligente Nutzung unregelmäßiger Holzformen
Produktion & RobotikCNC-Fertigungssteuerung, kollaborative Robotik, Echtzeit-Analyse von Produktionsdaten
QualitätssicherungBildanalyse zur Maßprüfung, Sensorik zur Feuchte- und Belastungskontrolle, Drohneninspektionen

Diese Übersicht macht deutlich: Das Potenzial von KI im Holzbau ist groß – selbst wenn es noch einige Jahre dauern dürfte, ehe Künstliche Intelligenz branchenweit auch tatsächlich genutzt wird.

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