Auch wenn die Reaktivierung der KfW-55-Förderung ein wichtiges Signal ist, bleibt die Wohnungsbaukrise bestehen. „Wir haben derzeit rund 631.000 Wohnungen im Bauüberhang, davon wurden 301.000 noch nicht begonnen“1, beziffert Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe (ZDB). Viele dieser Vorhaben sind aufgrund gestiegener Baukosten und hoher Zinsen inzwischen unwirtschaftlich, sodass selbst mit zusätzlicher Förderung viele Projekte nicht realisiert werden können.
Ohnehin ist die Zahl der Fertigstellungen schon seit Jahren rückläufig: 2024 wurden bundesweit nur noch 251.900 Wohnungen gebaut, für 2025 rechnen manche Experten mit etwa 200.000 Einheiten. „Es muss darum gehen, den Markt zu stabilisieren und die vorhandenen Kapazitäten im Bau zu erhalten“, mahnt Michael Voigtländer vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Köln. Angesichts der gegenwärtigen Misere bewertet Voigtländer die Reaktivierung der KfW-55-Förderung daher durchaus positiv, aber äußert gleichzeitig auch Kritik an der geringen Fördersumme: „Würde man jede genehmigte Wohnung einmal mit 10.000 Euro Zuschuss fördern, könnte man nicht einmal den Bau von 6000 Wohnungen unterstützen.“1
Ähnliche Bedenken verlautbart Daniel Föst, Hauptgeschäftsführer des Zentralverband SHK (ZVSHK). Zwar bewertet auch Föst die Entscheidung der Bundesregierung als „im Kern nachvollziehbar“, aber moniert zugleich: „150 Millionen Euro sind angesichts der Dimension der Baukrise ein Tropfen auf den heißen Stein. Denn die eigentlichen Bremsklötze liegen nicht im Bereich der Förderung allein, sondern bei massiv gestiegenen Baukosten, hohen Zinsen und unsicheren Rahmenbedingungen. Hier hilft auch die temporäre Rückkehr zu EH55 nicht über die strukturellen Probleme hinweg.“2
Die Forderung der Branche ist somit eindeutig: Auch wenn kurzfristige Programme die akuten Symptome teilweise lindern können, braucht es langfristig eine nachhaltige Förderarchitektur, schnellere Genehmigungsverfahren und stabile Gesetzesbedingungen, um die Baukrise dauerhaft zu lösen.