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Baubranche in der Krise

Wohnungsbau stockt: Zündet der Bau-Turbo 2025?

Michel Vo  | 23.07.2025  |  Lesezeit: Minuten

Die Lage im Bau bleibt angespannt: Hohe Personalkosten, schwache Genehmigungszahlen und schwindende Aufträge belasten die Branche. Doch es gibt auch Anlass zur Hoffnung, für das aktuelle Jahr erwarten Branchenverbände bereits eine Stabilisierung der Umsatzzahlen. Neue Impulse könnte nun der Bau-Turbo der Regierung setzen – wird 2025 zum Wendepunkt?

Bild: Wohnungsbau in der Krise, Branche setzt Hoffnungen in Bau-Turbo
Trotz rückläufiger Baugenehmigungen blicken erste Branchenvertreter wieder optimistisch in die Zukunft – nicht zuletzt aufgrund des angekündigten Wohnungsbau-Turbos der neuen Bundesregierung.

Bauwirtschaft unter Druck: Anhaltender Rückgang bei Baugenehmigungen

Der Wohnungsbau bleibt auch zur Jahresmitte 2025 im Krisenmodus. Neue Zahlen des Statistischen Bundesamt zeigen: Im Mai 2025 wurden deutschlandweit nur 16.800 neue Wohnungen genehmigt1. Das sind 5,3 Prozent weniger als noch vor einem Jahr – damit ist die Bautätigkeit so gering wie zuletzt 2012. Zumindest bei den Einfamilienhäusern ist ein stetiger Aufwärtstrend zu vermerken; im Mehrfamilienhausbau, wo der Bedarf an städtischem Wohnraum am größten ist, sind die Zahlen hingegen seit vielen Monaten rückläufig. Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands des Deutschen Baugewerbes (ZDB), konstatiert ernüchtert: „Die hohe Nachfrage nach Wohnraum, insbesondere in wachsenden Städten und Ballungsräumen, steht weiterhin im krassen Kontrast zur schleppenden Bautätigkeit.“2

Besonders stark sind kleinere und mittlere Unternehmen (KMU) betroffen, also genau jene Betriebe, die das Rückgrat des Handwerks bilden. Das zeigen auch die betriebswirtschaftlichen Kennzahlen, laut aktuellem Datev-Mittelstandsindex (Juni 2025) liegen die Umsätze von KMU knapp 5,5 Prozent unter Vorjahresniveau. Im Bauhauptgewerbe ist der Umsatz im Vergleich zu Juni 2024 gar um satte 7 Prozent eingebrochen – so stark wie in keiner anderen Branche.3 Gleichzeitig werden mittelständische Betriebe durch steigende Personalkosten belastet, im Jahresvergleich ist ein Anstieg um ungefähr 5,0 Prozent zu verzeichnen. Dieser gefährliche Spagat zwischen sinkenden Einnahmen und steigenden Fixkosten sorgt für zusätzliche Unsicherheit in der taumelnden Baubranche.

DATEV-CEO Robert Mayr sieht daher die Politik in der Pflicht: „Der erneute Umsatzrückgang zeigt deutlich, wie offensichtlich die Dringlichkeit politischen Handelns ist. Ohne gezielte Entlastungen und Anreize ist der Mittelstand, das Fundament unserer Wirtschaft, zunehmend gefährdet.“ Vor allem die krisengebeutelte Bauwirtschaft ist auf neue Impulse angewiesen, 2024 war der Gesamtumsatz aller Mitglieder der Bundesvereinigung Bauwirtschaft (BVB) um drei Prozent auf 425 Milliarden Euro geschrumpft. BVB-Vorsitzender Marcus Neubauer spricht angesichts solcher ernüchternden Zahlen im Rückblick von einem „Jahr der verpassten Chancen“.4

Erste Lichtblicke: Branche setzt Hoffnungen in Wohnungsbau-Turbo

Trotz angespannter Gesamtlage gibt es erste Signale der Hoffnung. Der ifo-Geschäftsklimaindex für den Wohnungsbau stieg im Juni 2025 von -31,4 auf -25,2 Punkte – der beste Wert seit September 2022. „Die Unternehmen im Wohnungsbau schöpfen weiter vorsichtig Hoffnung“, bemerkt ifo-Umfragenchef Klaus Wohlrabe, aber räumt auch ein: „Der Weg zurück zur Normalität ist noch lang.“5 Trotz einer konstant hohen Stornierungsquote von 9 Prozent ist zumindest der Anteil an Betrieben mit Auftragsmangel zuletzt von 51,0 auf 47,9 Prozent gesunken, damit ist die Auftragslage allerdings weiterhin unbefriedigend.

Dennoch blicken erste Branchenvertreter bereits optimistisch in die Zukunft, die Bundesvereinigung Bauwirtschaft (BVB) rechnet für das Jahr 2025 insgesamt mit einem minimalen Umsatzplus. Für noch mehr Rückenwind soll der angekündigte Bau-Turbo sorgen – diese und weitere Maßnahmen der neuen Bundesregierung für den Wohnungsbau haben wir für dich in einem eigenen Artikel unter die Lupe genommen.

Auch ZDB-Chef Pakleppa setzt große Hoffnungen in den Wohnungsbau-Turbo, aber fordert zusätzlich: „Wir plädieren für ein neues EH 55-Plus-Programm. Dieses sollte den Effizienzhausstandard 55 mit einer 100-prozentig regenerativen Heizung kombinieren, etwa über Wärmepumpe, Pelletheizung oder Fernwärmeanschluss.“2 Ob solche Maßnahmen tatsächlich Wirkung zeigen, hängt nun maßgeblich vom politischen Willen ab. Fest steht: Ohne entschlossenes Handeln vonseiten der Politik droht die Bauwirtschaft weiterhin auf Sparflamme zu laufen.

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