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Förderung von Frauen im Handwerk

Girls'Day 2025: Handwerk ist auch Frauensache

Michel Vo  | 03.04.2025  | Lesezeit: 5 Minuten

Eine Frau im Blaumann auf dem Dach, die ein Solarpanel montiert – leider noch immer ein seltenes Bild, obwohl handwerkliche Berufe für Frauen genauso geeignet sind wie für Männer. Der Girls’Day 2025 will etablierte Geschlechterklischees aufweichen und jungen Schülerinnen zeigen: Im Handwerk ist Platz für alle – ob auf der Baustelle, in der Werkstatt oder im Meisterbüro.

Bild: Der Girls'Day 2025 fördert Frauen im Handwerk
Nur ungefähr ein Fünftel aller Meisterstellen im Handwerk werden von Frauen besetzt. Das soll sich mit Initiativen wie dem Girls’Day ändern. | © 2019 Rido/Shutterstock.com

Was ist der Girls' Day?

Der Girls'Day (auch: Mädchen-Zukunftstag) ist ein bundesweiter Aktionstag zur Berufsorientierung für Schülerinnen ab der fünften Klasse. Er wurde im Jahr 2001 ins Leben gerufen, um Mädchen gezielt Einblicke in Berufe zu geben, in denen Frauen bislang stark unterrepräsentiert sind. Dazu gehören insbesondere IT, Naturwissenschaften – und eben auch das Handwerk.

Hintergrund war die Erkenntnis, dass viele Mädchen bereits früh durch geschlechtsspezifische Stereotype und einseitige Rollenbilder bei der Berufswahl eingeschränkt werden. Der Girls'Day setzt genau hier an: Unternehmen, Hochschulen, Handwerksbetriebe und Institutionen in ganz Deutschland öffnen an diesem Tag ihre Türen und ermöglichen den Teilnehmerinnen praktische Erfahrungen in traditionell männerdominierten Berufsfeldern. Mädchen können sich verschiedenste Berufe aus nächster Nähe ansehen und vielleicht sogar neue Interessen entdecken.

Die Veranstaltungen sind bewusst nur für Mädchen konzipiert, um eine offene und vorurteilsfreie Atmosphäre zu schaffen. Üblicherweise wird der Girls'Day jedes Jahr im April abgehalten – dieses Jahr am 3. April 2025. Übrigens: Parallel findet auch der Boys'Day statt, bei dem Jungen einen Einblick in eher klassische Frauendomänen erhalten, beispielsweise in Berufe im sozialen, pflegerischen oder erzieherischen Bereich.
 

Frauen im Handwerk – der aktuelle Stand

Der Frauenanteil im deutschen Handwerk ist auch heute noch relativ gering – laut dem Statistischen Bundesamt waren 2023 ungefähr 10 Prozent aller Beschäftigten im Handwerk weiblich. Im selben Jahr lag der Frauenanteil unter den Azubis bei knapp 14 Prozent: Nicht einmal jede siebte neue Lehrstelle wurde im Handwerk von einer Frau besetzt. Damit ist die Tendenz sogar rückläufig, denn noch 2009 hatte der Anteil rund 24 Prozent betragen.

Kaum besser sieht es bei den Meisterabschlüssen aus, 2023 waren ungefähr 18 Prozent aller Prüflinge weiblich. Und auch bei der Unternehmensführung existiert weiterhin ein großes Ungleichgewicht. Rund ein Viertel aller Handwerksbetriebe wird von einer Frau geleitet. In diesen beiden Kategorien ist zwar ein stetiger Aufwärtstrend zu beobachten, doch dieser strukturelle Wandel geht nur sehr schleppend voran.

Zumindest in manchen Berufen wie zum Beispiel Tischlerin, Elektronikerin, Kraftfahrzeugmechatronikerin sowie Malerin und Lackiererin steigt die Frauenquote kontinuierlich. In vielen Bereichen des Handwerks herrscht seit Jahrzehnten aber weiterhin Stagnation. Dabei zeigen erfolgreiche Beispiele: Wo gezielt gefördert wird, entscheiden sich immer mehr Frauen für das Handwerk – auch in vermeintlich “untypischen” Berufen.

Handwerksberufe für Frauen: Große Unterschiede nach Branche

Ein Blick auf die einzelnen Gewerke zeigt: Handwerk ist nicht gleich Handwerk! Tatsächlich gibt es durchaus handwerkliche Branchen, in denen Frauen stark vertreten sind. Gerade in kreativen, körpernahen oder gestalterischen Berufen dominieren oftmals Frauen, in der Kosmetik sind sogar 99 Prozent aller Azubis weiblich. Aber auch die Maßschneiderei (ca. 84 Prozent), die Konditorei (ca. 80 Prozent) oder das Friseurhandwerk (ca. 75 %) ziehen viele junge Frauen an. Weitere Frauendomänen sind etwa Augenoptik, Hörakustik sowie die Gold- und Silberschmiedekunst.

Im Gegensatz dazu zählen gerade technische und bauliche Tätigkeiten noch immer nicht zu den typischen handwerklichen Berufen für Frauen. Besonders niedrig ist der Frauenanteil beispielsweise bei Maurerinnen, Dachdeckerinnen oder Klempnerinnen. Hier ist eine ausgewählte Liste an handwerklichen Gewerken, in denen Frauen nach wie vor stark unterrepräsentiert sind:

BerufFrauenanteil
Anlagenmechanikerin3,6 %
Beton- und Stahlbetonbauerin4,0 %
Bodenlegerin3,1 %
Dachdeckerin4,3 %
Elektronikerin (Energie- und Gebäudetechnik)2,8 %
Gärtnerin (Garten- und Landschaftsbau)13,0 %
Gebäudereinigerin17,6 %
Gerüstbauerin0,5 %
Kanalbauerin1,2 %
Klempnerin4,1 %
Malerin und Lackiererin15,0 %
Maurerin2,6 %
Metallbauerin4,8 %
Oberflächenbeschichterin10,7 %
Parkettlegerin6,1 %
Rohrleitungsbauerin1,1 %
Schornsteinfegerin15,1 %
Straßenbauerin2,3 %
Tischlerin16,9 %
Zimmerin5,3 %

Girls’Day 2025: Mehr Frauen fürs Handwerk!

 

Mittlerweile gibt es eine zunehmende Anzahl an Initiativen und Förderprogrammen, die Mädchen frühzeitig jenseits stereotyper Geschlechterbilder für das Handwerk begeistern wollen. Besonders bekannt ist dabei der Girls'Day, welcher in diesem Jahr nun schon zum 25. Mal stattfindet und Schülerinnen abermals in direkten Kontakt mit technischen und handwerklichen Berufen bringt. Bei einer Befragung der Organisatoren gaben im Vorjahr 95 Prozent aller Teilnehmerinnen positives Feedback zum Girls’Day, und mehr als ein Viertel konnte sich nach dem Aktionstag sogar vorstellen, später im Handwerk zu arbeiten.

Solche messbaren Erfolge zeigen zwar die Wichtigkeit des Girls’Day, es darf aber nicht vergessen werden – ein einmaliger Tag kann kein grundlegendes Strukturproblem beheben. Vielmehr sollte der Girls’Day nur ein kleiner Teil einer durchgängigen Berufsorientierung sein, die sich bewusst von überholten Rollenbildern löst und durch gezielte Mentoring-Programme junge Frauen langfristig bindet.

Aber auch Handwerksbetriebe stehen in der Verantwortung: Durch ein inklusives Betriebsklima und gezielte Imagekampagnen können sie ein neues Bild von einem modernen Handwerk schaffen, bei dem Männer und Frauen gleichermaßen willkommen und gefragt sind.

Davon profitieren nicht zuletzt auch die Betriebe selbst, denn Frauen bringen nicht nur handwerkliches Können, sondern auch frische Perspektiven und neue Ansätze mit. Vielfalt als Lösung für Fachkräftemangel: Wer heute eine Schülerin begeistert, gewinnt vielleicht schon bald eine hochqualifizierte Handwerkerin.

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