Eine Fensterscheibe aus Holz? Was unsinnig klingt, könnte schon bald Realität werden. Der Schlüssel dazu ist das lichtundurchlässige Lignin, welches als natürliches Polymer in Holz vorkommt. Dieser Stoff lässt sich chemisch modifizieren oder entfernen, anschließend werden die entstandenen Hohlräume mit einem durchsichtigen Polymerharz gefüllt, das dem Brechungsindex von Holz entspricht. Das Ergebnis: Transparentes Holz – ein lichtdurchlässiges und zugleich robustes Material mit der Maserung und Struktur von echtem Holz, das außerdem leichter und bruchfester ist als Glas.
Noch befindet sich durchsichtiges Holz nur in der Entwicklung. Erste Prototypen und Testflächen zeigen aber vielversprechende Eigenschaften – etwa bis zu 90 % Lichtdurchlässigkeit, sehr gute Wärmedämmung und eine bis zu zehnmal höhere Druckfestigkeit als normales Glas. Forschende an namhaften Universitäten wie der KTH Stockholm arbeiten daran, die Produktion effizienter und umweltfreundlicher zu machen. Marktreif, also für den Bau großer Fassadenflächen verfügbar, ist die Technologie aktuell allerdings noch nicht.
Langfristig könnte transparentes Holz klassische Glasbaustoffe aufgrund seiner Vorteile in puncto Energieeffizienz, Bruchsicherheit und Nachhaltigkeit zumindest teilweise ersetzen, etwa bei Fenstern oder Solarabdeckungen. Gerade im Holzbau, wo natürliche Materialien und Klimaschutz Hand in Hand gehen, eröffnet dieser Werkstoff völlig neue architektonische Möglichkeiten.