ABLEHNUNG DER EU GREEN CLAIMS DIRECTIVE (GCD)

Green Claims Richtlinie der EU-Kommission gestoppt: So reagiert das Handwerk

Lea Oltersdorf  | 25.06.2025  |  Lesezeit: Minuten

Die EU-Kommission stoppt die umstrittene Green Claims Richtlinie und entlastet damit Millionen Handwerksbetriebe in Europa. Vertreter aus dem Handwerk zeigen sich erleichtert, denn die geplanten Nachweispflichten wären für viele kleine Unternehmen kaum zu bewältigen gewesen. Nun kämpft die Branche für wirklichen Umweltschutz anstelle neuer komplizierter Richtlinien.

Bild: Green Claims Richtlinie
Die Green Claims Richtlinie der EU wird vorerst nicht umgesetzt: Erfahre hier, welche Vorteile Handwerksbetriebe davon haben.

Das ist die Green Claims Richtlinie

Die Green Claims Richtlinie war ein Vorschlag der EU-Kommission, strengere Regeln für Umweltwerbeaussagen bei Produkten und Dienstleistungen aufzusetzen. Ziel war es, Verbraucher besser vor irreführender Werbung zu schützen und Greenwashing zu verhindern. Unternehmen sollten künftig wissenschaftliche Nachweise und Zertifikate für ihre Umweltversprechen vorlegen müssen. Besonders kleine und mittlere Unternehmen (KMU) wären dabei besonders betroffen gewesen, weil sie die aufwendigen Prüfungen kaum hätten umsetzen können. Die Richtlinie hätte laut EU-Kommission bis zu 30 Millionen Kleinstunternehmen in Europa beeinflusst.

Hintergrund ist eine Studie aus dem Jahr 2020, die aufzeigt, dass viele Umweltangaben auf Produkten ungenau oder unbegründet sind. Die EU wollte mit der Richtlinie erreichen, dass Aussagen wie „klimaneutral“ oder „umweltfreundlich“ nachvollziehbar und überprüfbar gemacht werden. Allerdings hätte dies für viele Betriebe einen erheblichen finanziellen Mehraufwand bedeutet, denn die geplanten Vorgaben sahen Lebenszyklusanalysen und Zertifizierungen durch externe Stellen vor. Diese Anforderungen hätten vor allem kleine Betriebe im Wettbewerb mit großen Unternehmen und Konzernen deutlich benachteiligt.

So reagiert das Handwerk

Die Entscheidung der EU-Kommission, die Green Claims Richtlinie zurückzuziehen, sorgt im Handwerk für große Erleichterung. Viele Betriebe hatten befürchtet, dass die geplanten Nachweispflichten sie organisatorisch und finanziell überfordern würden. Besonders der Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB) und der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) hatten sich gegen die Richtlinie ausgesprochen. Sie warnten vor einer Überlastung der Betriebe durch neue bürokratische Hürden. Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des ZDB, lobt den Rückzug: „Es ist gut, dass Brüssel erkannt hat: Mehr Klimaschutz braucht praktikable Lösungen – keine neuen Hürden für die Betriebe, die ihn täglich umsetzen.“1

Auch Holger Schwannecke, Generalsekretär vom ZDH betonte, dass die Belastungsgrenze kleiner und mittlerer Unternehmen mit der Green Claims Directive überschritten worden wäre.2 Die Handwerksverbände sehen in der Entscheidung ein wichtiges Signal für den Bürokratieabbau und fordern, dass Klimaschutzmaßnahmen künftig stärker an die Praxis angepasst werden. Die Rücknahme der Richtlinie wird als Erfolg für die Interessenvertretung des Handwerks gewertet und viele Betriebe fühlen sich durch die Entscheidung in ihrem Engagement für Nachhaltigkeit bestätigt.

Echter Umweltschutz statt noch mehr Bürokratie

Handwerkerinnen und Handwerker setzen sich weiterhin für den Umweltschutz ein, fordern aber praxisnahe und umsetzbare Lösungen. Viele Betriebe engagieren sich bereits heute in diversen Bereichen für Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung. Bürokratische Hürden und teure Zertifizierungen würden jedoch viele kleine Unternehmen von weiteren Maßnahmen abhalten. Für das Handwerk ist klar: Es braucht weniger verpflichtende wissenschaftliche Richtlinien und mehr Lösungen, die den Arbeitsalltag und die finanzielle Realität von kleinen und mittleren Betrieben berücksichtigen.

Die Erfahrungen mit der geplanten Richtlinie zeigen, wie entscheidend der Austausch zwischen Praxis und Gesetzgeber ist. Nur wenn politische Entscheidungsträger*innen bereit sind, mit Vertreter*innen des Kleinunternehmertums oder Handwerks in den Dialog zu treten, können praktikable Richtlinien entwickelt werden, die die Unternehmenspraxis von kleinen und mittleren Betrieben berücksichtigen und effizientes, nachhaltiges Wirtschaften ermöglichen. Nichtsdestotrotz gilt natürlich weiterhin, dass Umweltaussagen zu den eigenen Produkten und Dienstleistungen wahrheitsgetreu und eindeutig formuliert und dokumentiert werden müssen.

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